Es wird Zeit für die 4. Etappe


"Es wird Zeit", sagte eine Stimme in mir.
Viel war und ist geschehen, positives und negatives. Einige Perspektiven hatten und haben sich geändert, aber die Sehnsucht ist geblieben.
Es wird Zeit sprach ich zum Mann an meiner Seite und er verstand was ich meinte.

Wir hatten uns am Bahnhof Guillemins in Lüttich versprochen, dass es von hier aus weiter gehen würde. Nun wussten wir, die Zeit war reif. Wir wollten wieder weiter, diesem Gefühl des Herzens folgen.

"Was liegt in den nächsten Tagen an Terminen und Absprachen mit Freunden an?
Nichts!
Was muss dringend erledigt werden?
Nichts!
OK, dann wäre das geklärt.
Lass uns die Rucksäcke wieder packen und dann kann es ja losgehen."

Und so trugen wir unsere Sachen wieder zusammen, überprüften die Regencapes, die Wanderkarte und freuten uns auf die weitere, auf unsere 4. Etappe unseres "Jacobswegs".
Ein letztes gemütliches Abendessen, ab morgen würden wir dann wieder unterwegs sein.

 

"Regentropfen, die an mein Fenster klopfen ..."
Diese Zeilen einer alten Schnulze aus den 60er Jahren spukten mir durch den Kopf und hoben meine Laune kein bisschen – im Gegenteil.
Passend zu diesem Szenarium kam mir diese in einen absolut unvorteilhaften Anzug gestoßene Gestalt vom letzten Abend aus den Belgischen Wetternachrichten wieder ins Gedächtnis. Er hatte dem staunenden Fernsehpublikum stotternd die Großwetterlage erklärt, sprach über eine Kaltfront mit ungewohnter Eiseskälte. Er redete über dicke Wolken und Ascheablagerungen eines Vulkanausbruchs in der Atmosphäre. Nein nein, so etwas wollte ich nicht hören. Wir wollten doch wieder laufen. Und nun das!

Wobei wir beim Thema wären. Es regnete tatsächlich! Nein, ich musste mich verbessern, es schüttete! Ich träumte nicht.
Ich hasse Regen nicht per se.
Aber das, was sich da draußen vor den Fenstern abspielte, das war absolut NICHT mein Ding. Das konnte man sich auch nicht schönreden.
Die Temperatur lag tatsächlich bei 5° C !!!!!!!!!!! Das war für mich absolut kein Wetter zum Laufen. Und das wiederum hob dann überhaupt nicht meine Laune.


Gut, also erst duschen und ganz gemütlich gefrühstückt. Wir würden eben etwas später losgehen.
Aber auch nach dem Frühstück weiterhin REGEN.
"Sollen wir einfach in Richtung Bahnhof loslaufen und schauen wie es geht?" fragte der Mann an meiner Seite.

Der Versuch durch dieses Wetter zu gehen, bescherte eisige Piekser auf der Haut, drang sofort wie ein kalter Umschlag durch die Jeans auf die Oberschenkel und ließ den Rucksack um einige Kilo schwerer erscheinen. Wir würden also mit diesen nassen Klamotten, in denen wir bereits froren, in den Zug steigen müssen. Und im Bahnhof selbst leuchtete uns dann die Anzeige entgegen:
Wegen technischer Probleme hat der Zug auf unbestimmte Zeit Verspätung. 

Zwangspause bevor man losgeht.
Hoffnung, dass es besser wird.
Lehrstunde in Sachen Geduld. Denn auch das ist ein Teil des Weges.

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