Auf nach Namur
Der nächste Morgen schaute nicht schlecht aus,
zumindest das, was uns da so hinter der Gardine als Wetter anstrahlte.
Sollten wir endlich Glück mit der Sonne haben?
Aber bevor wir aufbrachen, erwartete uns ein
reichhaltiges Frühstück im Esszimmer unserer Wirtin. Kaffee und Kuchen, Brot
und selbstgemachte Marmelade, Wurst, Käse, Butter und die liebevoll, besorgte
Frage: "Ist es genug oder soll ich noch etwas holen."
Auch bestand unsere Übernachtungsmutter
darauf, dass wir ein Lunchpaket zusammenstellten. "Ich weiß ja vom Schwager, es
ist anstrengend."
Sie winkte uns freundlich aus. Ein letztes Foto und los ging es wieder.
Wir setzten die ersten Schritte in Richtung
Kirche, die nur 3 Straßen weiter zur Maas hinunter liegt. Hier sollten wir
unseren Stempel für den Pilgerausweis bekommen.
"Leider", so mussten wir von der uns öffnenden Haushaltshilfe des Pastors erfahren, "Sie kommen umsonst, der Herr Pastor ist im Urlaub. Den Stempel bekommen Sie heute aber unten an der Maas in der Touristeninformation."
"Leider", so mussten wir von der uns öffnenden Haushaltshilfe des Pastors erfahren, "Sie kommen umsonst, der Herr Pastor ist im Urlaub. Den Stempel bekommen Sie heute aber unten an der Maas in der Touristeninformation."
Den Weg musste sie uns nicht beschreiben. Wir
liefen den Hang hinunter und bogen kurz vor der Brücke über die Maas zum Rathaus ab, dort
auf dem Platz liegt ein wunderschön renoviertes Jugendstilhaus, worin sich das
Büro befindet. Natürlich wurden wir wieder erkannt und bekamen nach der freundlichen Erkundung, ob alles mit der Übernachtung geklappt hätte, unseren Stempel.
Unten am Fluss beichtete mir der Mann an meiner Seite, dass
sich sein Knöchel wieder gemeldet hatte. OK, dann eben heute auch nur ein kurzes Stück.
Wir mussten doch nicht hetzen. Zumal das Wetter doch gar nicht so schlecht war.
Leider änderte sich das innerhalb der nächsten
3 Stunden gründlich. Erst zogen Wolken auf, dann wurde es dunkel und der erste
Nieselregen zwang uns wieder die Regenjacken aus dem Rucksack zu holen und überzustreifen.
Auch wenn das Wetter trostlos war, die
Umgebung war wildromantisch. Die Felsen rückten wieder näher ans Flussbett und
auf den kleinen Wiesen standen zauberhafte Villen. Der Fotoapparat wurde arg
strapaziert.
Unsere Gespräche kreisten zwar wieder um die
Krankheit unserer Tochter, aber die Bitterkeit und Verzweiflung nahm mit
jedem Schritt ab. Wir konnten es sowieso nicht ändern. Diese Erkenntnis laut ausgesprochen wurde somit zur Tatsache, machte es uns leichter, beschleunigte unseren Schritt und so waren wir ganz überrascht, dass wir bereits "Marche les
Dames" hinter uns gelassen hatten, als wir wieder Hunger verspürten, die Lunchpakete waren längst gegessen, und auf die Karte
schauten.
Da es auch Zeit für die Mittagspause war, verließen wir den Weg, der hier streckenweise die alten und die neuen Zeichen trug und gingen vom Fluss aus hoch ins Dorf "Brumagne". Es war kein weiter Weg bis wir eine kleine Bäckerei mit einladender Gaststube fanden.
Da es auch Zeit für die Mittagspause war, verließen wir den Weg, der hier streckenweise die alten und die neuen Zeichen trug und gingen vom Fluss aus hoch ins Dorf "Brumagne". Es war kein weiter Weg bis wir eine kleine Bäckerei mit einladender Gaststube fanden.
Frische Croissants mit Käse und dem guten
Ardenner Schinken belegt, dazu eine große Tasse Kaffee, wir waren glücklich und
zufrieden. Draußen vor dem Fenster ging derweil wieder ein Wolkenguß nieder. Ach was soll es,
dann eben noch eine Tasse Kaffee.
Eine Stunde später waren wir wieder auf dem Weg
zurück und genossen, noch immer in unsere Regenjacken gehüllt, die
Landschaft. Uns ging es richtig gut und weil das so war, begannen wir laut und sehr falsch zu singen.
Als wir das total zerbeulte
Flusskilometerschild 49 passierten, konnten wir es nicht fassen. Wir waren an der
Stadtgrenze von Namur. OK, scheint so als hatten wir leichtes Gepäck und dazu auch heute wieder Flügel.
"Wie geht es dem Fuß?"
"Wie geht es dem Fuß?"
"Jetzt da Du fragst, Zeit für eine
Übernachtungsmöglichkeit."
Wir beschlossen, dass die Jugendherberge von
Namur in wenigen Kilometern, direkt an der Maas gelegen, eine gute Adresse sein könnte.
Schließlich hatten wir ja sehr gute Erfahrungen in Maastricht gemacht.
Leider zogen sich die letzten Kilometer
immens. Lag aber nicht an gestutzten Flügeln, sondern an zwei heftigen
Wolkenbrüchen, die uns nötigten, zuerst unter einer der Stadtbrücken von Namur zu verweilen. Kleiner Trost, mit Traumblick auf die Zitadelle und die Sambre, die hier in die Maas mündet. Später mussten wir beim nächsten Regenguss nochmals in einem Café einkehren, nur einen kleinen Kilometer vor dem Ziel.
Endlich standen wir doch an der Rezeption und mussten erfahren: "Ja, es ist halt heute sehr voll. Liegt wohl an diesem ungemütlichen Wetter. Viele wollen
nicht weiter in die Maasschluchten der Ardennen bei diesem Regen. Wenn Sie aber
in einem 4-Bettzimmer mit zwei anderen Herrn übernachten würden, dann hätte ich
da noch etwas für Sie."
Keine Frage, wir waren nicht nur müde, auch der Hunger meldete sich
brutalst. Draußen ging der nächste Regenguss hernieder - also zugreifen.
Unser Zimmer war geräumig und sauber. Die
beiden Männer entpuppten sich als Vater und 10 jähriger Sohn, ebenfalls aus den
Niederlanden, die auf einer Radwanderung waren. Wir fanden uns sehr sympathisch
und auch eine Verteilung auf die beiden Stapelbetten bereitete überhaupt keine
Schwierigkeit.
An diesem Tag kein Spaziergang zum Abend. Der Fuß des Mannes an meiner Seite war dick angeschwollen, als er unter der Dusche hervor kam.
Also lümmelten wir müde im Aufenthaltsraum bis zum Abendessen herum und entspannten bei munteren Gesprächen mit den anderen Gästen. Wir tauschten unsere „Unterwegserfahrungen“ aus.
Der zarte Traum, ein Stück der Strecke eventuell mit dem Fahrrad zurück zu legen, zerplatzte bei der blumigen Schilderung eines Paares von Stürzen auf Rollsplitt, das sich auf dem Rückweg von der Loire befand. Der dicke Verband um ihre Knie sprach Bände. Mir, die eh mit einem Fahrrad auf Kriegsfuß steht, grauste.
Also lümmelten wir müde im Aufenthaltsraum bis zum Abendessen herum und entspannten bei munteren Gesprächen mit den anderen Gästen. Wir tauschten unsere „Unterwegserfahrungen“ aus.
Der zarte Traum, ein Stück der Strecke eventuell mit dem Fahrrad zurück zu legen, zerplatzte bei der blumigen Schilderung eines Paares von Stürzen auf Rollsplitt, das sich auf dem Rückweg von der Loire befand. Der dicke Verband um ihre Knie sprach Bände. Mir, die eh mit einem Fahrrad auf Kriegsfuß steht, grauste.
Wenig später erwartete uns im Speisesaal wirklich eine kleine kulinarische Sensation. Zuerst ein liebevoll angerichteter Salatteller, danach eine Lasagne. deren Nudelplatten aus Kichererbsenmehl hergestellt waren. Als Nachtisch wurde uns eine gemischte Käseplatte serviert.
Später fanden wir uns an der Bar der
Jugendherberge in einer Gruppe Tänzer, Akrobaten und Musiker aus Polen, Belgien
und Frankreich wieder, die in Namur beim Zirkusfestival auf der Zitadelle
auftraten und ebenfalls hier untergebracht waren.
Weit nach Mitternacht fielen wir ins Bett. Aber es war
soooooooooooo toll, diese Begegnung mit den Artisten, diese Gespräche und vor allem der gemeinsame Gesang.
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