Kusttram (Belgien)


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Ich liebe es, an meinem Geburtstag etwas Ungewöhnliches zu erleben. Einen kleinen Schritt aus dem Alltag treten und sich einem etwas anderen Vergnügen hinzugeben.
In diesem Jahr hatte ich den Wunsch, an die Belgische Küste zu reisen und mit der "Kusttram" die gesamten 65 km der Belgische Küste abzufahren und dabei die 15 Badeorte aufzusuchen.

Schön, wenn sich Geburtstagswünsche erfüllen.
So kam es also, dass wir am Vortag meines Geburtstags nach Zeebrügge abreisten, dort ein Hotel nahmen und von da die wenigen Schritte zur Straßenbahnhaltestelle liefen.

 

Das Tagesticket hatten wir bereits vorab im Hotel gekauft. Aber man kann es auch in den kleinen Büros (Lijnwinkels) an den Haltestellen erwerben. Hier erhält man auch den gültigen Taschenfahrplan. Oder man läd die App vorab auf sein Smartphone und ist dann auch für das Abenteuer gerüstet.


Unser Plan war, die Strecke bis zum westlichen Endpunkt: "De Panne-Station" einfach durch zu fahren, zu genießen und uns einige markante Punkte zu merken. An denen wollten wir auf der Rückfahrt aussteigen, über die Straße laufen hinunter zum Strand.

 

Eine absolut kurzweilige Fahrt durften wir erleben, bei der immer neue Gäste ein- und ausstiegen. Mal war die Straßenbahn angenehm leer und wir hatten Muße alles zu bewundern, mal war sie so voll, dass wir zwischen Einkaufstüten der Küstenbewohner und den bereits aufgeblasenen Gummitieren der sonnenhungrigen Strandgästen eingequetscht waren.
Wir erreichten nach ca. 2,5 Stunden die Endstation, den Bahnhof von "De Panne" an der Grenze. Hier warteten die Anschlusszüge ins Landesinnere und nach Frankreich bereits.

 

Wir stiegen aus  ... und standen nach wenigen Schritten im "Nirgendwo". Der geplante erste kleine Snack in Frankreich musste ausfallen, denn das hätte einen Fußmarsch von kleinen 10 km bis zum nächsten Bistro bedeutet.
Aber, wir hatten uns bereits auf der Fahrt die Haltestelle "De Panne-Esplanade" gemerkt und den wundervollen breiten Weg zum Strand bewundert. Was hinderte uns, die paar Haltestellen zurück zu fahren? Unsere Karten galten ja den ganzen Tag und die Straßenbahn fährt in den Sommermonaten im 10 Minutentakt.

 

Kurze Zeit später saßen wir ganz entspannt in einer Strandbar und genossen warme "Belgische Apfeltorte" und einen sehr guten Kaffee.
Soweit zu Plänen und dem Leben.


Wir genossen diese Planänderung und schlenderten die nächsten Kilometer ganz entspannt auf dem breiten Boulevard am Strand entlang, dann etwas in den Ort hinein, bis wir zwischen den Häusern die Straßenbahnschienen entdeckten.
Fahren wir doch wieder ein kleines Stückchen.

 

Unser nächster Haltepunkt, an dem wir die Bahn verließen, war "Oostduinkerke-Bad" und weckte Jugenderinnerungen an einen Badeurlaub des Mannes an meiner Seite. Das alte Apartmenthotel stand immer noch, ansonsten hatte sich sehr viel in den letzten 50 Jahren verändert.

Beim anschließenden längeren Strandspaziergang entdeckten wir große Mengen angespülter Schalen der Stabmuschel.
"Man könnte ja heute Abend ...?

 

... Fahren wir doch einfach noch ein bisschen weiter. Wer weiß?"
Nächster Halt "De Haan-Aan Zee".

 

Gleich an der Haltestelle erwarteten uns die ersten von 25 Kunstwerken, die dem Wahrzeichen De Haans, dem Hahn, gewidmet sind. Und wir erfuhren, dass es das schönste Dorf der Belgischen Küste ist.

 

Weshalb wir auch diesem Schmuckstück von Badeort, mit Häusern aus den 20er Jahren, keinen Besuch des Strandes abstatteten. Die nächsten Stunden erkundeten wir kreuz und quer den romantischen Ort in den Dünen. Wobei die Karte im Fotoapparat mit den wunderschönen Motiven strapaziert wurde, die alle unbedingt festgehalten werden wollten.

 

Wir beschlossen bei unserer Rast im verträumten Cafe des prächtigen Parks: An diesen Ort müssen wir unbedingt zurück kommen.
Da es langsam anfing zu dämmern, unser Magen sich energisch meldete, ist unser morgendlicher Einstiegspunkt in die Straßenbahn auch unser heutiger Endpunkt.


Ein wundervolles Abendessen im alten Hafen von Zeebrügge mit all seinen kleinen Restaurants erwartete uns. Ein letztes Bier als Betthupferl und dann "Gute Nacht".


Der nächste Morgen: Mein Geburtstag. Ein ausgiebiges Frühstück, das windgeschützt direkt am Strand serviert wurde. Ein weiterer Wunsch ging damit auch in Erfüllung.

 

Vom Hotel auch noch ein süßes Präsent zu meinem Ehrentag. Eine kleine Schachtel der köstlichen Belgischen Pralinen wurde mir, mit vielen guten Wünschen, überreicht.
Danach ging es weiter, denn wir wollten noch gerne bis zum Endpunkt der östlichen Küste, nach "Knokke".

Nach einem ausgiebigen Spaziergang auf der Strandpromenade und der Besichtigung der Cartoon- und Comicausstellung im Pavillon direkt am Strand, beschlossen wir in unser Auto zu steigen und am Rande des Naturschutzgebietes "Het Zwin" in die Niederlande zu wechseln.


Wir wurden für diese Entscheidung belohnt.
Direkt nach Verlassen von "Knokke-Duinbergen" stießen wir auf eine Gruppe Störche in den abgemähten Wiesen. Einer störte sich überhaupt nicht an den Autos und sucht sein Futter nur wenige Schritte neben der Straße.

 

Später erreichten wir "Cadzand-Bad". Nun war ich es, die zurück in Kindertagen und Urlauben in den 60er Jahren war.

 

Mit Blick auf Belgien, einem "Brootje Gezond", dem obligatorischen Kaffee und einem weiteren Geburtstagskind am Nebentisch endete dieser besondere Geburtstagsausflug.


Wer mich fragt:
"Was hast Du an Deinem Geburtstag" gemacht?",
dem kann ich antworten:
"Ich bin einfach NUR Straßenbahn gefahren. Einmal längs der Belgischen Küste."

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