Filmtipp: Paris kann warten



Originalfoto: Tobis-Film

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Ich bin gerade mit meinen Gedanken und Gefühlen in Frankreich.
Nicht spezifisch, nein mehr dieses unbestimmte Kribbeln. Derzeit fühle ich die Wärme der Provence auf meiner Haut, rieche den Duft des wilden Anis, schmecke das Salz der Bretagne auf meinen Lippen und höre die Geräusche von Paris.
Da ist so eine unendliche Sehnsucht in mir, die gerade sehr viel Disziplin erfordert, um nicht meine Koffer zu packen, den Wagen voll zu tanken und diesem Sehnen einfach zu folgen.

Just in diesem Moment schenkt uns das "Sommerkino im Ersten" den Seelenfilm 

Paris kann warten / Paris can wait

Regie: Eleanor Coppola
Hauptdarsteller: Diane Lane, Arnaud Viard, Alec Baldwin

Nein, es ist kein "Premiumfilm". Zerreist ihn liebe Kritiker als belanglosen Kitsch. Dieser Film ist genau das, was unsere Alltags-Seele mit vielem versöhnt. Er ist einfach nur verträumt und einfach nur schön.

Ich finde, das darf an warmen Sommerabenden ruhig sein. Deshalb habe ich diesen Film mit einer Schachtel Pralinen auf dem Schoss, einem Glas Rotwein und in die Kissen des Sofas eingekuschelt auch hemmungslos genossen.

Die Geschichte des Films ist schnell erzählt:
Der sehr erfolgreiche Hollywood-Produzent Michael Lockwood, gespielt von Alec Baldwin, weilt mit Gattin Anne, wundervoll in Szene gesetzt von Diane Lane, während der Filmfestspiele in Cannes. Nun, da die Geschäfte erledigt scheinen, stehen unbeschwerte Tage in Paris an, denn Freunde haben ihnen dort eine Wohnung überlassenen. Doch ein Anruf macht eine Geschäfts-Flugreise nach Budapest notwendig, der sich Anne wegen Problemen mit den Ohren nicht anschließen kann.
Jacques, eine Paraderolle für Arnaud Viard, ein Geschäftspartner von Lockwood, der ebenfalls nach Paris muss, bietet sich an, Anne im Auto mitzunehmen.

Was nun beginnt, ist ein zärtliches, verträumtes und sehr charmantes Roadmovie der magischen Art, dem man sich einfach hingeben muss. Denn Jacques ist einer dieser typischen Franzosen, der das Savoir-vivre auf unnachahmliche Art und Weise sehr leichtfüßig zelebriert.
Aus der geplanten Reise nach Paris von ca. 1000 km, die man sicher auch in seinem betagten Cabrio-Peugeot 504 in gut 10 Stunden hätte zurücklegen könnte, wird so eine Reise mit Umwegen und Abstechern in die kulinarische und kulturelle Welt Süd-Frankreichs von 2 Tagen.

Man fährt auf dieser in wundervollen Bildern eingefangenen Tour, eine Hommage an die Sterneküche des Südens Frankreichs, staunend und träumend mit. Man glaubt die Speisen und Weine zu schmecken und nimmt einen tiefen Schluck aus dem eigenen Glas. Man riecht den Lavendel und die Rosen. Und man lässt sich die realen Pralinen aus der eigenen Schachtel auf der Zunge zergehen, wenn Anne sich genussvoll die Mousse au Chocolat gönnt.
Man ist für 90 Minuten Bestandteil dieses Films.

Eleanor Coppola, Ehefrau von Regielegende Francis Ford Coppola und Mutter von Sofia Coppola, ist mit 80 Jahren ein luftig-leichtes Spielfilmdebüt gelungen. Sie gönnt sich hiermit eine hemmungslos  genießerische Liebeserklärung an Süd-Frankreich und erreicht nicht nur die Herzen der Frauen. 
Das alles ohne dabei den Griff zu Taschentüchern zu provozieren. Allerdings sind Pralinen und ein Glas Rotwein unabdingbarer Begleiter beim Betrachten des Film.

Ach ja, ich denke, dass ich nicht mehr lange meiner Sehnsucht nach Frankreich widerstehen kann. Irgendwo muss ich doch noch eine Reise-Zahnbürste haben.

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