Bahnhof Guillemins, Liège


Da lag er also vor uns, der Bahnhof Guillemins von Lüttich.
Wir hatten bereits sehr viel über diesen neuen wichtigen Knotenpunkt der Thallis und TGV Züge gehört und gelesen. Nun standen wir endlich vor dem von Santiago Calatrava entworfenen Gebäude.
Wir hatten Zeit und würden die "Muschel", eine wirkliche am Jacobsweg, einer wahren Safari unterziehen.

 

Man betritt die Bahnhofshalle und wähnt sich in einer anderen Welt. Die Schalter sind zu kleinen Boutiquen umgestaltet. Hier kann man an Automaten seine Fahrscheine ziehen oder sie am Schlater nach Beratung lösen.
Wir aber wollten ja noch gar nicht nach Hause, wir wendeten uns zu einer der Rolltreppen ...

 
... und entschwebten durch "Rippen" nach oben.

 

Standen ganz unvermittelt wieder draußen, nur jetzt oben, direkt am Hang, an den sich der Bahnhof schmiegt.
Wir hatten einen grandiosen Blick auf die Verstrebungen, die die Dachkonstruktion trug und die Kaskade der Rolltreppen, die aus diesen Verstrebungen zu wachsen schienen und zu den  verschiedenen Bahnsteigen führen.

 

Nachdem wir geschätzte 1000 Fotos dieser Säulen und Träger, dieser Licht- und Schattenspiele gemacht hatten, beschlossen wir einen Rundgang auf der oberen Plattform, direkt unter dem freischwingenden lichtdurchlässigen Dach zu unternehmen.


Welch ein grandioser Blick über die Bahnsteige und weiter hinüber über die Dächer der Stadt. In wenigen Monaten würde auch dieses Viertel vollständig saniert worden sein. Die Häuser sollten dann einem Park weichen, der bis hinunter zur Maas verlaufen würde. Dem Planungsfoto entnahmen wir auch, dass Hochhäuser, in denen Hotels, Restaurants und Edel-Boutiquen untergebracht werden sollten, diesen Park beidseitig flankieren werden.

 

Nach einiger Zeit rissen wir uns vom Anblick einlaufender Züge los, schlenderten weiter, wobei wir feststellten, dass die konventionellen Uhren hier oben noch nicht funktionierten. Die digitalen Anzeigen waren jedoch sehr zuverlässig in ihrer Arbeit.
Wir machten uns auf die Suche nach einem Restaurant. Der ganz normale Hunger meldete sich.

 

Hatten wir den falschen Ausgang genommen? Sind wir nicht hier bereits gewesen?
Nein, das kannten wir noch nicht. Ein neuer Weg ins alte Viertel.


Wenige Schritte weiter fanden wir das, was wir suchten. Ein gemütliches Restaurant, sogar mit freiem Blick auf den Bahnhof. Wieder eine neue Perspektive, mit neuen Eindrücken.
Als wir das Lokal verließen, fiel unser Auge auf ein Plakat zur Ausstellung "Santiago Calatrava und der Bahnhof von Guillemins". Das wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.


Also wieder zurück in den Bahnhof. Am Ende der Bahnhofshalle fanden wir den Eingang zur Ausstellung. Wir erfuhren, dass dieser spanische Architekt keine Muschel sondern die "Hüfte einer Frau" an den Hügel von Guillemins gelehnt hatte. Also die Streben waren tatsächlich Rippen!
Staunend liefen wir von einem Foto zum nächsten, betrachteten die ersten Entwürfe des Bahnhofs und die Sanierungsarbeiten des Viertels Guillemins.
Im weiteren Teil der Ausstellung blickten wir auf und in die Modelle seines Schaffens, das bereits seit 1985 immer wieder für Aufsehen gesorgt hat. Plötzlich standen wir vor dem Modell, den Zeichnungen und Fotos des Bahnhofs und Flughafens "Saint Exupéry" von Lyon. Einfach wunderschön unseren bisherigen Lieblingsbahnhof seit unserem Besuch 2000, auch hier in Lüttich wieder zu finden, wenn auch dieses Mal nur als Modell.

  

Es wurde Zeit sich zu verabschieden. Unser Zug in Richtung Heimat wartete bereits. Leider kein TGV, nein, nur ein ganz normaler belgischer Zug.
Auf Wiedersehen meine "Schöne Hüfte".
Wann?
Wir wussten es nicht.
Von hier würden wir also irgendwann wieder aufbrechen, uns auf die nächste Etappe nach Santiago de Compostela begeben und unser Abenteuer "Jacobsweg" wieder aufnehmen.

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