Chateau de Kerjean


Wer kennt das nicht?
Kurz nicht aufs Navi geschaut, weil man sich so gut unterhält und schon ist man an einer Kreuzung falsch abgebogen. Was dann passiert: Die Stimme des Navis bittet bei der nächsten Gelegenheit zu wenden.

Uns passierte genau das auf einer gemeinsamen Fahrt bei reger Unterhaltung. Nur, wir hatten den Ton des Navis ausgestellt, damit die Stimme uns nicht dauernd dazwischen quatscht. Somit wurde der Fehler vom Mann meiner Freundin, der am Steuer saß, erst bemerkt als die Schilder an der nächsten Kreuzung so gar nichts mit unserem angedachten Ziel zu tun hatten. Aber keine Not, das Navi hatte bereits eine alternative Route berechnet: Geradeaus und der Straße 5 km folgen, danach ...
Wir folgten also der vorgeschlagenen Route, aber wunderten uns über die Straße, die irgendwann zu einer Art Feldweg und dann zu einem Hohlweg wurde. Daraufhin wurde einstimmig der Beschluss gefasst, wenn wir wieder eine Hauptstraße kreuzen, dann wird auf diese abgebogen.

 

Aber es kam nicht dazu. Genau in diesem Moment tat sich vor uns eine Sichtachse auf. Wir blickten ungläubig auf ein Chateau, davor ein einladender, schattiger Parkplatz. Na wenn das kein Zeichen war. 
Also stiegen wir aus und näherten uns neugierig, so wie viele andere Menschen, dem Schloss. Betraten das Kassenhäuschen und erfuhren, dass heute der Eintritt frei sei, denn es war "Nationaler Denkmaltag". Dazu gab es eine kleine Routenbeschreibung durch das Schloss, einmal in Deutsch und einmal in Niederländisch.
Bevor wir einen Blick auf den Namen des Schlosses und das ausgewiesene Modell werfen konnten, hörten wir ein Grollen auf und zukommen, sodass die anwesenden Menschen ins Freie stürmten.
Wir schlossen uns an. 
Das Grollen kam näher und dann donnerten am stahlblauem Himmel die Flieger der nahe gelegenen "Base aéronavale" mit einem Schweif aus Gasen in den französischen Nationalfarben in einer eindrucksvoller Formation über uns hinweg. 


Zu diesem Zeitpunkt war uns klar, wir hatten uns nicht verfahren. Wir waren genau am richtigen Ort, zur richtigen Zeit. 
Wir würden uns nun dieses "Chateau de Kerjean" in aller Ruhe anschauen.

 

Zuerst schauten wir uns draußen in den Kasematten des gut erhaltenen Schlosses aus der Renaissance um. Lugten neugierig durch die Schächte, Fenster und Schießscharten. Dabei genossen wir den Blick auf sattgrüne Parklandschaft. Gleichzeitig bestaunten wir die rudimentär bearbeiteten Granitsteine, aufgeschichtet, um das Schloss zu verteidigen. Was wir sahen, gefiel uns ausnehmend gut.


Dann begaben uns ins Innere. Betrachteten die Geschichte des Schlosses und lernten die Bewohner und ihre Zeit in der tollen digitalen Animation kennen.

  

Danach begaben wir uns zuerst in die Hauskapelle des 1570 erbauten Schlosses. Wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass das Schloss in seiner Art das schönste und größte Gebäude seiner Zeit war.
Neugierig schauten wir uns anschließend in der Möbelgalerie um. 
Hier werden in zwei großen Sälen eine Auswahl bretonischer Möbel gezeigt, die seit dem letzten Jahrhundert gesammelt wurden.


In den nächsten Zimmern staunten wir über die Zeit in der das Schloss gebaut wurde, die Geschichte. Über die Menschen und Tiere, die in dieser Zeit in der Umgebung und an der Küste des Finisère gelebt haben. Teilweise wurde uns das an Computerbildschirmen animiert, teilweise als reale Ausstellungsstücke sehr eindrucksvoll gezeigt.

  

Schließlich landeten wir im Küchentrakt und bestaunten die Gerätschaften, Kochnischen und Vorratskammern.


Um schließlich zuerst im Speisezimmer vor einem gedeckten Tisch und dann zurück im Innenhof zu landen.
Welch ein tolles Erlebnis. Ein großes Kleinod, dieses Chateau de Kerjean. 

Wir stellten einhellig fest: Gut, dass wir uns verfahren hatten. Wir hätten etwas verpasst.

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