Das 9-Euro-Ticket-Projekt / 4. Reise


Wie schnell doch die Zeit fliegt, wenn man endlich wieder einen spannenden und unglaublich aktiven Sommer erlebt. 
Machen wir zuerst da weiter, wo wir bei unserer 4. Reise mit dem 9-Euro-Ticket landeten.

Start:
(Kaldenkirchen-Nettetal) Viersen
Ziel:
Aachen
Anreise:
22.06.2022 / geplant 09:13 - 10.43 h
Abreise:
22.06.2022 / geplant 18:37 - 20.44 h
Endpunkt:
Viersen

Unsere Reise wurde durch die Tatsache geprägt, dass es ein Termin beim Facharzt notwendig machte, sehr, sehr früh dem Leben entgegen zu treten. Aber, so unsere Überlegung, wenn man schon so früh auf den Beinen ist, dann lohnt es sich auch, den Tag voll auszunutzen. 
Wir fuhren also nach dem Termin direkt durch bis nach Viersen zum Bahnhof. Denn eine Abfahrt von Kaldenkirchen war auch an diesem Tag wieder nicht möglich. In Viersen hätten wir sowieso umsteigen müssen und, großer Pluspunkt, hier gibt es eine große und sehr gepflegte P+R-Anlage, mit sofortigem Zugang zu den Bahnsteigen.

Der Zug fuhr mit einer Mini-Verspätung von 2 Minuten im Bahnhof ein. Er war fast leer, wir fanden also sehr bequem Sitzplätze. Auf den Sitzen neben uns, getrennt durch den Gang, nahm eine junge Dame platz und nun begann eine wundervolle, sehr humorvolle Unterhaltung über die Erlebnisse im Deutsch/Niederländischen Grenzbereich, das Leben im Wissenschaftlichen Dienst und die Unterschiede in den einzelnen EU-Ländern. Die Zeit flog nur so vorbei. Kein Wunder, dass wir ganz erstaunt waren, schon im Aachener Hauptbahnhof einzufahren.

 

Aussteigen, orientieren und loslaufen in Richtung Dom.
Es hat sich seit unserer studentischen und etwas später auch beruflichen Zeit in Aachen nicht viel verändert, was die Straßen und ihre Lage betrifft.


Allerdings konnte ich mich an diesen Straßennahmen so gar nicht erinnern ....

 

... aber was die Ideenvielfalt betrifft, so stellten wir fest, ist Aachen noch immer eine Stadt mit sehr humorvollen Bürgern. 
Passt zu ihrem durch den Aachener Karnevalsverein ins Leben gerufenen Orden und Kulturpreis "Wider den tierischen Ernst". Diese Auszeichnung wird seit 1952 in jedem Jahr zur Karnevalszeit an Personen des öffentlichen Lebens und / oder Politiker verliehen, die bekannt sind, ihre individuelle Art und ihren Mutterwitz im alltäglichen Leben zur Pflicht erhoben zu haben. Hinzukommend müssen die Kandidaten Menschlichkeit in Amt und Leben bewiesen haben. 


Während wir noch über diese Tatsache eifrig diskutierten und uns dazu einige sehr originelle Ritter des Ordens einfielen, lenkten uns unsere Schritte zum Elisenbrunnen.
Der klassizistische Bau der Architekten Johann Peter Cremer und Carl Friedrich Schinkel beherbergt noch heute die zwei Zapfstellen der "Kaiserquelle", eines stark schwefelhaltigen Thermalwassers von 52° C. Das ist auch der Grund, weshalb es in den Wandelgängen des Brunnens immer nach faulen Eiern riecht.

 

Übrigens kann man bis heute die Büste aus Carraramarmor der Namensgeberin Kronprinzessin Elisabeth Ludovica von Bayern, Rufname Elise, sehen. Sie war die Gattin des späteren preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV und Patentante, sowie Namensgeberin der legendären "Kaiserin Sisi".


Wir durchquerten den dahintergelegenen, wunderschönen, kleinen Elisenpark ...

 

... und näherten uns zielstrebig dem Dom. 
OK, zuerst bewunderten wir die frisch renovierten Jugendstilhäuser am Münsterplatz, wo traditionell ein Teil des Aachener Weihnachtsmarkt stattfindet. 
Nein, es ist Sommer, es ist wundervoll warm, jetzt keine Geschichten und Anekdoten vom Aachener Weihnachtsmarkt. Höchstens eine Notiz an mich selbst: Da könnten wir in diesem Jahr ruhig mal wieder vorbeischauen.


Zeit für den Dom.
Mensch, wie lange waren wir nicht mehr in ihm? Das wollten wir aber an diesem Tag unbedingt wieder tun.

 

Schon standen wir im Dom und ich betrachtete wieder Mal voller Faszination das Deckenmosaik. 
Ansonsten habe ich derzeit mit der Institution gerade einige Probleme, besonders mit dem männlichen Fußvolk.
Aber, er ist nicht nur Kirche, sondern auch das gewaltige Wahrzeichen der weltlichen Stadt. Zudem der Gottesmutter Maria geweiht, der ich ein Stoßgebet um Gerechtigkeit für alle Opfer dieses männlichen und absurden Systems schickte.


Auf dem Domplatz - wieder im hellen Sonnenlicht - entdeckte ich das Zeichen des Jacobwegs. Und ja, auch hier gibt es eine kleine weitere Etappe auf dem Weg zum Ziel zu vermelden. 
Darüber will ich auch noch berichten!

  

Aber nun war es Zeit, um im Schatten der Bäume am Rand des Marktes von Aachen mit Blick auf das Rathaus und dem Treiben der Menschen, unserem Hungergefühl entgegen zu wirken. 
Es tat gut, denn Schlendern ist fast noch anstrengender als flottes Laufen. Zudem, ich erinnere, wir waren ja schon eine ganze Weile auf den Beinen.

 

Frisch gestärkt widmeten wir uns jetzt der Wiederentdeckung alter Wirkungsstätten und der Bestätigung des besonderen Humors seiner Bewohner.
Hier nur zwei weitere Beispiele: 
Links eine Werbekuh für bayrische Trachten - ich vermute den Einfluss der bayrischen Prinzessin - und rechts der wegen Wassermangel von Enten-Auswanderung betroffene städtische Brunnen.


Später, viel später saßen wir dann müde aber absolut glücklich im Zug Richtung Viersen, wo Picasso treu und brav auf uns wartete.
Was auch gut war, denn wie lautete die Ansage am Bahnsteig bei unserer Ankunft:
Der Zug nach Venlo entfällt heute wegen krankheitsbedingten Ausfällen beim Personal.

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