Das 9-Euro-Ticket-Projekt / 2. Reise

Start:
Kaldenkirchen-Nettetal
Ziel:
Wuppertal Hbf
Anreise:
09.06. 2022 / geplant 10:10 - 11:31 h
Abreise:
09.06.2022 / 18:25 - 19:55 h
Endpunkt:
Nettetal-Kaldenkirchen

Es wurde Zeit für unsere 2. Reise. Dieses Mal lag unser Ziel fast in der Mitte der Strecke unserer 1. Reise. Wir besuchten Wuppertal.

Wuppertal ist für mich nicht nur die Stadt mit der Schwebebahn, sondern auch einer der Standorte meiner Uni. Allerdings waren die einzelnen Kurse, Vorlesungen und Übungseinheiten damals noch quer durch die Stadt verteilt. Im Laufe meiner Studienzeit, zwischen 1971 und 1975, verlagerten sich einige der Vorlesungen langsam in die gerade errichteten Räume auf dem Grifflenberg. Eine ganz neue "Bergische Universität" wurde über den Umweg einer Gesamthochschule Realität. 
Nach dem Teilabbruch und anschließendem Neubau des ehemaligen Standorts "Design und Gestaltung" an der Haspeler Str. entstand in den 2000 Jahren dann der ganz neue "Campus Haspel".
Es gab also viel Neues zu entdecken.

 

Allerdings war der Start zu dieser Reise holprig. 
Am Bahnhof Nettetal-Kaldenkirchen angekommen, auch dieses Mal unser Startpunkt, empfing uns eine Lautsprecherdurchsage.
"Der Regionalzug R13 hat ca. 40 Minuten Verspätung. Grund ist eine notärztliche Maßnahme. Der Einsatz läuft. Wir bitten um Ihr Verständnis."
OK, da ist man machtlos und fasst sich in Geduld. 
Die angekündigte Verspätung weitete sich zu einem Komplettausfalls aus, wir konnten erst 60 Minuten später in den nächsten, regulären Zug steigen. Wobei wir weiterhin Geduld und Humor aufbringen mussten, denn dieser stand immer wieder auf offener Strecke still. Fazit, mit weiteren 30 Minuten Verspätung rollten wir endlich in Wuppertal Hbf ein. 


Unsere Sightseeing-Partner, die aus Hagen angereist waren, hatten sich inzwischen bei Kaffee in Geduld geübt. Aber nun konnte es endlich losgehen ... OK, erst auch für uns einen Kaffee bitte.

Der Bahnhof Elberfeld ist inzwischen Hauptbahnhof geworden und modernisiert. Durch einen interessanten Vorbau mit viel Glas bekommt das alte Gebäude eine Luftigkeit, im Inneren ist es angenehm gestaltet. Man wird nun auf einen autofreien Platz entlassen, läuft hinunter bis zur Wupper und direkt in die Fußgängerzone die dahinter beginnt. 
Direkt über der Wupper fährt die weltberühmte Schwebebahn, wie schon seit 120 Jahren, mit einer im Umbau befindlichen Haltestelle.

 

Damals zu Studentenzeiten, genau wie heute der Startpunkt, um 2 Haltestellen später an unser Ziel zu gelangen: Landgericht.
Läuft man nun durch den kleinen Park auf dem Eiland in der Wupper, betritt man am östlichen Ende die Haspeler Straße. Ich schaute auf die neuen Gebäude und wurde richtig sentimental. So vertraut und doch so ganz anders. Konnte es sein, dass wirklich unser "Esszimmer", da wo wir unsere Pausen am Billardtisch bei Suppe und Brötchen verbrachten, noch besteht? Oder ist hier inzwischen auch der Bagger tätig geworden?

 

Wenige Schritte weiter stand ich davor. Allerdings kann man nur in die alte Bäckerei, die nun "Baguetterie" heißt und sich sogar mit dem Titel "Artisan Boulanger" schmückt. 
Ein Grund für uns, es ist ja auch spät genug, den kleinen Laden zu betreten und belegtes Brot zu ordern. 
Wir wurden nicht enttäuscht. Ich kann diesen Sandwichladen weiter empfehlen.


Dann wurde es Zeit sich unserem Vornehmen zu widmen. Keiner von uns hatte jemals die Strecke Endpunkt Ost: Wuppertal-Oberbarmen Bf bis zum westlichen Endpunkt Wuppertal Vohwinkel zurückgelegt.
Eine wundervoll schwebende Reise startete nun, die wir sehr genossen haben.

 

Und natürlich schwebten wir auch über den kleinen steinernen "Tuffi", in Gedenken an den kleinen Elefanten, der als Werbegag 1950 in der Schwebebahn mitfuhr und in Panik in die Wupper sprang.


Am westlichen Endpunkt Vohwinkel beschlossen wir spontan, doch auch mal unter der Schwebebahn zu laufen. Das waren die anderen Teilnehmer unserer Gruppe noch nie.

 

Gesagt getan. Wir liefen "unter" der Schwebebahn bis Haltestelle "Zoo" und bewunderten die alten, liebevoll renovierten Häuser aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. 

Was nun noch an diesem "Entdeckertag" fehlte, war das Erkunden der Haupt-Fußgänger- und Einkaufszone in Elberfeld mit seinem grandiosen Rathaus.


Leider empfing uns auch hier die allgemeine Tristesse der schwer gebeutelten Händler aus der "Corona-Zeit". Leere Läden, Spuren der Resignation, sowie überall bunte Plakate an den Schaufenstern der Läden, die noch besetzt waren, mit der Ankündigung von enormen Preisnachlässen.

 

Doch dann auf dem Marktplatz vor dem Rathaus plötzlich fröhliches Treiben. 
Marktstände, entspannte Gesichter, schlendernde Menschen, die sich interessiert an den Waren zeigten und ihre Einkäufe tätigten. Hier herrschte eine richtige  Aufbruchsstimmung, Neugierde und Tatendrang. Der pure Kontrast zu den zurückgelegten Metern in der Fußgängerzone. 


Liebe, süße Käsemaus auf dem Markt, du bist mein heutiges Bild der Freude, die ich immer während meiner Studentenzeit in dieser Stadt erlebte. 

Der Ausflug endete mit einem fast pünktlich einlaufenden Zug, der bis zu unserem Endpunkt Kaldenkirchen die 3 Minuten Verspätung wieder eingeholt hatte. Und genau wie am Morgen auf der Hinreise, war für jeden Passagier mehr als nur ein Sitzplatz vorhanden. Ganz entspannt verließen wir den Zug.
Ein erlebnisreicher Wiederentdeckungs-Tag mit ganz viel Schweben.

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