Parc des Buttes-Chaumont
Wie entspannt ein Pariser an einem sehr warmen Samstagnachmittag im August?
Er verfügt sich in einen der Parks, die die Stadt umgeben und lagert auf Decken bei einem Picknick.
So erklärte mir 1968 meine "Austausch-Mutter" die Gewohnheiten der Pariser.
OK, es ist Samstag, es ist warm, es ist August.
Zeit, uns in den "Parc des Buttes-Chaumont" im 19. Arrondissement zu begeben. Ein Landschaftspark ganz im englischen Stil und zur Weltausstellung 1867 eröffnet. Er gehört für mich zu den verträumtesten Kleinoden der Stadt, auch wenn seine gerade beschlossene Renovierung mehr als notwendig ist. Aber seit 2007 verfügt dieser Park über einen sehr gut funktionierenden kostenlosen WLAN-Zugang, was ihn bei Jugendlichen zu einer der Top-Adressen werden ließ.
Da der Park in einem alten Steinbruch und am Rande einer uralten Müllkippe erbaut wurde, das Gelände hier sehr hügelig ist, wussten die damaligen Planer, sehr geschickt spektakuläre Blicke auf die Stadt zu kreieren.
Also schlendern wir langsam unter der "Pont Eiffel" gleich hinter dem Eingang am Süd-Westen hindurch und über die gewundenen Wege, sowie breiten, von Japanischen Feder-Bäumen gesäumten Treppen, an ausgedehnten Liegewiesen vorbei. Auf diesen, sich an die Hänge schmiegenden Wiesen scheint heute halb Paris zu lagern. Wir gehen weiter und gelangen hinauf zum "Gipfel", dem aus einer Phantasie entsprungenem, kleinen verwunschenem Tempel der Sibylle. Sein Erbauer, Gabriel Davioud, hat gleich mit mehreren Bauten seine Spuren im Park hinterlassen.
Der "Temple de la Sibylle" thront auf einer künstliche Insel, der "Ile du Belvédère" inmitten eines Sees, hoch oben auf einer Felswand, die der Steilküste der Normandie in Éretat nachgebildet wurde.
An diesem Nachmittag richten junge Leute ihre Smartphones auf den "Kultstein" in der Mitte, um die hier abzurufenden Informationen zu den atemberaubenden Blicken über Paris zu erhalten.
Was auch immer dieser Park für die Surrealisten um André Breton und Louis Aragon in den 1920er Jahren als Moderne Mythologie der Großstadt symbolisierte, an diesem Nachmittag empfinde ich die gesamte Szenerie, inclusive der "Pokemon Go Jäger" als absolut irreal und doch sehr irdisch und modern.
Als Künstler hätte ich mir dieses "Environment" nicht besser ausdenken können. Wie inspirierend für eine neue Installation.
Belohnt mit weiteren grandiosen Ausblicken, gelangen wir via der 65 Metern langen Hängebrücke von Eiffel, die sich 15 Meter hoch über den See spannt, zum westlichen Rand des Parks.
Hier sind Wasserfälle und Bachläufe angelegt, die romantische Herzen höher schlagen lassen und viele Heiratswillige anlocken, um in dieser Ambiente ihre Anträge dem geliebten Menschen machen zu wollen.
Verweilen wir doch auch einen kleinen Augenblick und genießen, von einer Parkbank aus als Logenplatz, diese kleinen Mini-Inszenierungen der Liebe. Schön, das sich Vieles nicht ändert.
Wir könnten uns nun zum ca. 1000 m entfernten "Bassin de la Villette" begeben und da in einem der kleinen Restaurants am Quai zu Abend essen.
Oder aber....
.... wir entscheiden uns für den Pavillon Du Lac
Hier steht ein "Filet de Boef Normande" auf der Karte, das man sich unbedingt gönnen sollte. Als Nachtisch empfehle ich eine "Mousse de fromage brebis aux petits rouge".
Ach ja, das Leben ist doch wirklich wundervoll.
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