Radieschensalat


1969 war ich in Straßburg zu Gast bei der damals noch so genannten EWG
Die hatten ein Programm für Jugendliche aufgelegt, die sich für die Europäische-Wirtschafts-Gemeinschaft, ihre Organe und ihre Pläne für die Zukunft interessierten. Wir waren eine internationale Gruppe von Mädchen und Jungen zwischen 16 und 20 Jahren und für einen Sommer der sogenannte Jugend-Europa-Rat. 

Während dieser Zeit waren wir in einem, damals noch vollständig intakten, Kloster in Robertsau untergebracht. Nicht nur unsere Zimmer waren hier zu finden, nein, wir erhielten da auch den Großteil unserer Mahlzeiten, außer wir wurden als Gäste bei einem der Organe oder in den Ausschüssen de EWG mit anschließendem Essen erwartet.
Die Nonnen des Klosters gaben sich alle erdenkliche Mühe, um uns eine wunderschöne Zeit zu schenken. Einige von unserer Gruppe interessierten sich in der freien Zeit für die Klostergärten und gingen den Nonnen und Gärtnern ab und an zur Hand. Andere, so wie ich, steckten nur zu gerne ihre Nase in Töpfe und Pfannen, um in die Geheimnisse der elsässischen Küche eingeweiht zu werden.

Aus dieser Klosterküche stammt mein Radieschensalat, den wir damals alle liebten und den es auf allgemeinen Wunsch jeden Sonntag als Vorspeise gab. Man benötigte nicht sehr viel, wobei die meisten Zutaten sowieso aus dem Klostergarten stammten.

 

Zutaten:
1 Bund Radieschen
1 kleine Zwiebel
1 EL Zitronensaft - (es gab damals selbstgemachten Essig aus einem großen Fass)
2 TL Honig - (auch der kam von den Bienenstöcken im hinteren Teil des Klostergartens)
1 EL Rapsöl
1 kleiner Bund platte Petersilie
Salz
Pfeffer nach Geschmack

Radieschen gründlich waschen und in feine Scheiben in eine Schüssel schneiden. Mit Salz bestäuben, wenden und 10 Minuten abgedeckt stehen lassen. Die Zwiebel sehr fein schneiden, den Honig im Zitronensaft auflösen und mit den Zwiebeln zu den Radieschen geben. Gut verrühren und wieder abgedeckt für ca. 30 Minuten ziehen lassen. Petersilie waschen und fein schneiden. Das Öl über den gezogenen Salat geben, die Petersilie hinzu und wenn nötig mit Salz und Pfeffer abschmecken.


Durch die Säure löst sich der rote Farbstoff aus der Haut der Radieschen und färbt auch die weiße Frucht zart rosa. 

Die Blätter der frisch aus der Erde gezogenen Radieschen wurden ebenfalls gründlich gewaschen und mit Wallnüssen von den Bäumen die das Kloster einrahmten, Salz und Pfeffer, sowie etwas Öl zu einer Pesto verarbeitet, die es dann mit frisch gebackenem, noch warmen Brot gab.


Als wir 2018 in Straßburg waren, haben wir uns auch in Robertsau umgeschaut. Es hat sich durch die Europastadt und die Universität viel verändert. 
Leider besteht auch das Kloster nicht mehr. Ich wäre sonst sofort wieder gerne zu Radieschensalat und Radieschenpesto eingekehrt.

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