Bolbec


Unsere letzte Reise im vergangenen Jahr führte uns in die Bretagne. Wir reisten per Auto, ließen uns Zeit, die Fahrt zum Bestimmungsort zu genießen und landeten ganz unverhofft für unsere erste Übernachtung in Bolbec.

Bolbec liegt in der Region Haute-Normandie in Frankreich. Um genauer zu sein findet man dieses romantische kleine Städtchen im Department 76, also Seine-Maritime.
Wir kannten bisher schon so einige Orte dieser Region. Hatten vor Jahren mit den Kindern die Normannische Küste besucht und Le Havre war für uns in den 1970er Jahren mal der Fährhafen nach Irland gewesen.
Bolbec nun war gänzlich neu für uns. War auch so gar nicht als Übernachtungsplatz angedacht. Aber es war später Nachmittag, ich war müde von der bisherigen Fahrt. Also beschlossen wir, uns ein Hotel nahe der Autobahn noch vor Le Havre zu suchen. 
Auf dem nächsten Rastplatz zeigte uns meine App aufgrund der Eingabe "Hotel in der Nähe suchen", einige Hotels an. Wobei ein Hotel nicht weit von der nächsten Ausfahrt, inmitten des Ortes Bolbec aufleuchtete. Es war sehr gut bewertet und mehrere Restaurants lagen ganz in der Nähe. Wir beschlossen unser Glück zu versuchen.


Also runter von der Autobahn und ab ins Örtchen.
Vom Hochplateau, auf dem die Autobahn liegt, ging es sanft hinunter in eine Senke. Das typische satte grün der Weiden hier in der Normandie und wundervolle alte Bäume säumten unseren Weg. Dann plötzlich lag der Ort im Kessel direkt vor uns. Er war von grünen Hügeln umschlossen, man sah wunderschone Häuserfassaden und ein Schachtelsatz von Dächern. Es versprach interessant zu werden.

Im dem ausgesuchten Hotel war noch ein letztes Zimmer frei. Der Preis stimmte mit dem meiner App überein. Nachdem wir uns im Hotel angemeldet, unser Zimmer bezogen und uns frisch gemacht hatten, war es an der Zeit, den Ort zu erforschen und dabei schon ein Restaurant für das Abendessen zu suchen.

 

Zuerst zur Kirche, die wir schon von oben bei der Einfahrt bewundert hatten. Kurz umschauen, es war irgendwie sehr ruhig, kaum Menschen unterwegs. Gleich neben der Kirche entdeckten wir  die "Hauptgeschäftsstraße". Sie verlief dem Hügel nach oben folgend und war mit vielen Fähnchen bunt geschmückt. 
Ich hatte ein Déjà-vus. Gab es diese Fähnchen nicht auch auf dem Dorfanger im Film von Jacques Tati  "Das Schützenfest"?  Tatsächlich, da hingen in einigen Schaufenstern Plakate mit dem Programm des bis gestern veranstalteten "fête de la société de tir". Das erklärte uns auch die Ruhe im Ort, man war an diesem späten Sonntagnachmittag einfach noch müde.

  

Während wir darüber redeten, sahen wir neben einem der Läden einen engen Durchgang zu einer ebensolch engen Treppe, die den Hügel hinaufführte.
Super, wir wollten ja den Ort entdecken, also würden wir nun dieser "Himmelsleiter" folgen. Es ging hinauf, weiter hinauf, noch weiter hinauf.

  

Immer wenn wir dachten, dass wir oben sein, tat sich eine neue Treppe in eine andere Richtung, aber aufwärts auf. Irgendwann hatten wir es doch geschafft. Es ging, wieder per Treppen, abwärts. Das wundervolle waren dabei immer die Ausblicke über das Häusermeer. Zuerst rückte es von uns ab, dann kam es uns wieder näher. Dabei tausend leckere Gerüche, die von den Mahlzeiten in die Gassen wehten, die in den Küchen rechts und links von uns zubereitet wurden. 

Unten in der Senke wieder angekommen standen wir vor einem Restaurant. Leider aufgrund des vorangegangenem Schützenfest an diesem Tag geschlossen. Aber ein Schild zu einem anderen Restaurant in Richtung Park und einen Serpentinenweg, den gegenüberliegenden Hügel hinauf.


Na gut, dann wollen wir mal wieder hinauf.
Oben angekommen erwartete uns eine grandiose Aussicht auf Bolbec und ein Traumhäuschen. Ja, man kann sich durchaus auch in Häuser verlieben. Das Restaurant wenige Schritte weiter war ... Jawohl ... wegen des Schützenfests an diesem Tag geschlossen.

  

Gut, dann eben wieder hinunter in die Stadt, wofür gibt es hier sonst so viele Treppen, die wollen benutzt werden. Und wieder vorbei an den köstlichen Gerüchen aus vielen Küchen. Mann hatte ich einen Hunger.
Unten angekommen, sind auch hier die Restaurants geschlossen. Die App auf meinem Handy wusste das scheinbar auch nicht. Offiziell öffnete dieses Restaurant in 4 Minuten.
Ein Autofahrer hielt neben uns und fragte, ob wir ein geöffnetes Restaurant wüssten. Als wir verneinten, fuhr er in Richtung Lillebonne davon. Mussten wir wirklich unser Auto holen und uns auch dorthin begeben?
Nein! Denn in diesem Augenblick sahen wir eine Menschenschlange vor einem Restaurant mit Essen zum Mitnehmen. Es war zwar nicht das, was wir uns vorgestellt hatten, aber wir durften auf Nachfrage ausnahmsweise doch an einem der Tische Platz nehmen. Der Rest des Ortes, also die so schien es, die nicht kochen wollten, holten ihre Speisen für den Verzehr zu Hause ab oder verputzten alles direkt auf den Rändern von Blumenkübeln sitzend vor dem Restaurant. Selbst die Polizei, die für ihre Mahlzeit vorbeikam, verzog sich zum Essen in den Streifenwagen.

  

Nun, das Essen war kein Highlight der französischen Kochkunst, aber durchaus lecker. Wir waren satt und zufrieden. 
Wie wäre es mit einem Verdauungsspaziergang? Man könnte doch jetzt durchaus noch mal einer dieser Treppen folgen. Schon geht es wieder aufwärts und hinauf zu einem Mammutbaum, der die Stadt von oben bewacht. Nein, wir sind nicht überrascht den hier zu finden. Schließlich steht solch ein imposantes Exemplar auch bei uns in Venlo nur 20 Meter von unserem Haus entfernt. Einzig sollten wir mal überprüfen, ob der auch aus der Zucht in Nettetal-Kaldenkirchen stammt, bei uns direkt über die Grenze.

Tatsächlich ergeben meine Recherchen wieder zu Hause, dass eine der angrenzenden Gemeinden, direkt an der Seine gelegen, Claudebec-en Caux, eine Partnerstadt von Nettetal-Kaldenkirchen ist. 


Aber nun waren wir von all dem Treppauf, Treppab doch sehr müde. Gut, dass ein schönes Bett auf uns wartete.

Am nächsten Morgen war die Stadt wieder voller Leben. Und zum Frühstück gab es zu einem großen  "café au lait" ein Stückchen sensationellen "Normannischen Apfelkuchen"
Das Rezept folgt im nächsten Blog.

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