Buchtipp: "Was wir verschweigen"


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Ein Kriminalroman aus Finnland, der einen ganz eigenen, stakkato-artigen Sprachgebrauch hat.

Was wir verschweigen
Arttu Touminen

erschienen bei: Lübbe
ISBN: 978-3-7857-2761-4

Was wissen wir über Finnland?
Das Bild, das wir haben, ist geprägt von tausend Urlaubskatalogen. Es ist das Land der 1000 Seen, einer langen Küstenlinie, mit Grenzen zu Schweden, Norwegen und Russland. Geprägt von Mittsommernacht und langen, kalten, dunklen Wintern.

Letzteres Bild, die langen kalten Winter, benutzt der Autor Arttu Touminen für seine düstere, endzeitartige Szenerie, die den Roman einleitet. 

An einem ausufernden Saufgelage während eines Wochenendes in der Nähe der Küstenstadt Pori geschieht ein Mord. Ort der Handlung ist ein Wochenendhaus, direkt am Meer, mit nicht mehr eindeutig zu bestimmenden Besuchern. Inmitten der sturzbetrunkenen Alkoholkonsumenten wurde das Opfer mit mehreren Messerstichen umgebracht. Als die Polizei eintrifft steht fest, einer ist der Mörder, alle sind Zeugen, aber keiner kann sich im Alkoholnebel an irgendetwas erinnern. Nichts ungewöhnliches für das Polizeiteam rund um den wahrnehmenden Ermittlungschef Jari Paloviita. Es ist halt das, was sich in diesen Kreisen in Finnland immer wieder so abspielt. 
Dank des intensiven Einsatzes der Polizeikräfte wird bald der Täter in dem umliegenden Wald gefunden. Aber nun muss ihm die Tat auch nachgewiesen werden. Damit beginnt für Kommissar Paloviita eine der schwierigsten Aufgaben in seiner Kariere. Denn der Täter, so stellt er mit Erschrecken fest, ist sein ehemals bester Freund aus Kindertagen. Der hat ihm einst das Leben gerettet. Genau an dieser Tatsache und den damit verbundenen Fragen muss Paloviita sich und seine Arbeit messen.
Was ist Freundschaft? Was ist sie uns wert? Welchen Preis sind wir bereit dafür zu zahlen? Wer steht bei wem in der Schuld? Was wäre geschehen, wenn sein Freund nicht für ihn damals dagewesen wäre?

Der Autor Arttu Touminen führt uns spannend an diese Frage heran, misst uns, unsere Werte und unsere Loyalität.

Zeile für Zeile enthüllt er die Geschichte der beiden Kinder, zeigt auf, was sie verbindet und wo sich ihre Freundschaft gebildet und bewährt hat. Zeichnet in seinen kurzen, rasch aufeinander folgenden puren Sätzen das düstere Bild seiner Heimatstadt Pori auf, in der sich die Unterschicht in ihrer ausweglosen sozialen Situation mit Alkohol als Schmiermittel gegen die erschreckende Realität durch den Tag, die Woche, das Jahr bringt. Wo Hoffnung zu einem Hohn verkommt. 
Er lässt uns die dunklen, kalten, langen Tage hautnah miterleben. Packt uns und lässt uns schaudernd an diesen trostlosen Seelenlandschaften teilhaben.

Kein Wunder, dass dieser Roman vielfach ausgezeichnet wurde und in Finnland von der Jury zum besten Kriminalroman Finnlands 2020 gewählt. 
"Was wir verschweigen" ist der Auftakt einer neuen 6 teiligen Kriminalromanreihe von Arttu Touminen. Wir dürfen sehr gespannt sein.

Meine Empfehlung für Euch: Unbedingt lesen! 
Dieser Roman ist es absolut wert, gelesen zu werden und danach in Eurem Bücherregal zu stehen, denn Ihr werdet das Buch garantiert nochmals zur Hand nehmen.

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