Auf dem Loreleyfelsen


Wir wollten ja noch hoch hinauf zum Loreleyfelsen. Langsam gingen wir nach unserer Stärkung zurück zum Auto und genossen dabei den Rhein mit dem Felsen am anderen Ufer. Noch ein letzter Blick auf die Mündung des Gründelbachs, dann fuhren wir zum Fähranleger in St. Goar.

 

Nachdem wir einigen Minuten gewartet hatten, legte die Fähre auch schon an. Zuerst entlud man die auf der anderen Seite eingesammelte Fracht von Autos, Fahrrädern und Fußgängern, bevor uns der Fährmann auf unsere Position einwinkte. In wenigen Minuten querten wir den Rhein, genossen dabei den Blick auf die Loreley und waren auch schon in St. Goarshausen. Viel zu kurz für meinen Geschmack.
Den Schildern folgend schlängelten wir uns den Berg hinauf, um in einem Bogen dann auf den großen Parkplatz vor dem Felsen zu fahren.

 

Das letzte Stück bis zum Felsplateau und dann zum Aussichtspunkt legten wir zu Fuß ab. 
Für mich war auch das ein Wiedersehen mit den fest in mir eingebrannten Erlebnissen meiner Kindheit. Hier, hoch oben über dem Rhein, hatte mein Vater immer für uns Kinder das Loreleylied gesungen. Hier erzählten uns bei einem Picknick meine Eltern die Sage der Loreley. 
Dieser Felsen war für uns ein wundervoller Abenteuerspielplatz. In meinem Ohr erklang wieder das Rufen und die Ermahnungen meiner Mutter, nicht so schnell zu laufen, vom Rand des Felsens weg zu bleiben und das Versteckspielen SOFORT zu unterlassen.
Ich summte leise vor mich hin, während wir uns unserem Ziel näherten.
 

Noch immer, wie in meinen Erinnerungen, gurgelte unter uns das Wasser, glitzernd in der Sonne dieses Nachmittages. Wir hörten die Eisenbahn, die auf der anderen Seite mit einem Hupsignal in den Tunnel einfuhr, sahen den Schiffen zu, wie sie die Stromschnellen passierten.
Es waren magische Momente und gleichzeitig eine Art glückliches nach Hause kommen für mich.

 

Ja, dass an dieser Stelle die deutsche Volksseele eine der wichtigsten Sagen hervorgebracht hat, man versteht es. Hier oben begreift man weshalb der Fluss und genau diese Stelle Dichter und Maler zu Werken herausfordert. Wobei plötzlich irgendwo in mir die Melodie des Loreleyliedes sich verdichtete und ich mich dabei ertappte, dass ich erneut anfing das Lied zu summen.

Wir gingen auf dem Plateau spazieren, liefen die bereits für die 2029 geplante Bundesgartenschau neu angelegten Wege ab, bewunderten die ersten neuen Bepflanzungen, genossen die vielen Durchblicke hinunter auf den Fluss und auf die Weinberge, und genossen die Stimmung, die sich durch den sanft einsetzenden Sonnenuntergang ausbreitete.


Und dann erfüllte ich mir einen letzten kleinen Traum. 
Wir liefen hinüber zum "Loreley-Sitz", jenem Platz, an dem sie immer ihre goldglänzenden Haare in der Abendsonne kämmte. Beschienen von den letzten Strahlen tat ich es ihr gleich.
Ein kitschiger und doch auch sehr emotionaler Moment, wie ich zugeben muss. 
Loreley, irgendetwas schlummert da noch immer in mir.

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