Kasteel de Raaij


Ziele in der Umgebung, die man ganz einfach erreichen kann, die kleine Juwele sind und die dazu noch ein wundervolles Urlaubsgefühl in einem entstehen lassen, wollte ich Euch in der nächsten Zeit vorstellen.

Genau solch einen Platz habe ich in den letzten Tagen besucht auf der Suche nach schönen, verträumten Fotomotiven für mein neues Kochbuch.

Fündig wurde ich nur 12 Kilometer von Venlo in südlicher Richtung entfernt, im Nachbarort Baarlo, einem kleinen Dorf an der Maas. Hier liegt versteckt das Kasteel de Raaij. Folgt einfach den kleinen Schildern "Chateau de Raay", wie es aktuell nach Verkauf an eine Hotelkette heißt.

An diesem Ort haben sich in den 1990er Jahren zwei Kunstmanager und Galeristen zusammen mit einem Bauherrn an ihren Traum gewagt und das alte, aufgegebene und leerstehende Kloster mit all seinen Nebengebäuden erstanden. Es sollte ein künstlerisch geprägtes Restaurant mit Kunstzentrum werden.
Das Art Center besteht noch immer: Das Hotel mit Restaurant hat mehrfach den Besitzer gewechselt und ist gerade nach der Corona-Pause wieder eröffnet.

 

Nachdem man das Dorf hinter sich gelassen hat und an den letzten Häusern vorbei ist, ja man befindet sich noch auf dem richtigen Weg, auch wenn die Schilder nochmals kleiner geworden sind und man nun den Wald ansteuert, sieht man plötzlich eine alte Toreinfahrt, mit edel verrosteten Türen, die einladend aufstehen.


Eine mit Kopfsteinen bepflasterte Straße, wundervoll restauriert, führt einen mit jedem Schritt aus der modernen Zeit in einen verwunschenen Wald. Zumindest so scheint es, wenn man sich auf diesen besonderen Ort einlässt, der entdeckt werden will.

 

Der Wald lichtet sich zu einem inzwischen zum Parkplatz umfunktionierten großen Platz, der von Hecken umsäumt ist. An einer Seite sehe ich ein weiteres, dieses Mal kleineres Tor. Dahinter liegt eine große, gepflegte Rasenfläche, mittig mit einer Holzskulptur besetzt. Seitlich steht ein kleines Holzhaus. Ich weiß, das war früher der Geräteschuppen.


Nach Übernahme durch den Galeristen wurde hier ein Atelier für einen örtlichen Künstler installiert. Derzeit aber ist es verlassen.

 

Die alte Bank im Schatten eines Baumes ist immer noch da. Wie oft habe ich hier mit Kollegen gesessen. Eine neue, vornehme Bank steht nun direkt am Häuschen. Ob sich hier hin immer noch die Gäste des Anwesens zurückziehen?

 

Ich schaue mich weiter um, fange durch die Sonne in zarte Reflexe gesetzte romantische Bilder mit meiner Kamera ein. Die Wege sind neu angelegt und sehr gepflegt.
Irgendwo muss man doch das eigentliche "Art Center", die Galerie, sehen. Sie ist immer noch in den Händen der ersten Besitzer.


Dann sehe ich es. Auf einer neu geschaffenen Achse zum Hauptgebäude liegt das alte Verwaltungshaus, in dem sich seit den 90er Jahren die Galerie befindet.
Vögel zwitschern, Libellen sausen über die durch Schilfbewuchs versteckten Teiche, eine große Ruhe und ein noch größerer Zauber liegt genau wie damals über dem Park.

 

Rechts und links entdecke ich alte aber auch neue Gebäude in dieser Gartenlandschaft. Es ist alles weiterhin sehr harmonisch, jedoch irgendwie sehr aufgeräumt. Kein Vergleich zu den Bildern, die ich von diesem Ort in Erinnerung habe.
Aber, alles hat seinen wirklich zarten und filigranen Charme behalten. Man hat sehr sensibel "verändert".


Plötzlich öffnet sich der Park und gibt den Blick auf das strahlend weiße Hauptgebäude frei, in dem sich heute das Hotel und zwei Restaurants befinden.

 

Aber das ist gar nicht mein Ziel. Ich laufe am alten Küchenhaus vorbei, tauche wieder unter den Bäumen ein und finde überall Skulpturen auf dem Rasen. Dazwischen sind kleine Gartensessel zum Verweilen aufgebaut. Genau das ist der Spirit der alten Tage.

 

Dann entdecke ich das alte Gewächshaus, es ist noch immer in Gebrauch und der kleine Nutzgarten, der hier einst war, ist in eine Liegewiese mit Blick auf die Teiche und die sich schlängelnden Wasserläufe verwandelt.
Auf der anderen Seite des Gewächshauses war doch damals der Kräutergarten der Nonnen. Er befindet sich noch immer hier, wird aber wohl gerade mit akkuraten und umbauten Beeten neu angelegt. Hier habe ich damals einige der wild wuchernden Früchte, Himbeeren und Stachelbeeren, genascht.


Auch das alte Waschhaus der Nonnen ist noch da. Nur scheint es heute, so kann ich beim Blick durch das geschlossene Fenster nur mutmaßen, als Tagungsraum zu dienen.
Ich muss lächeln. Hatten sich das die Erbauer im 17. Jahrhundert je so vorgestellt?

 

Der alte Kutschenplatz hinter dem Waschhaus und der ehemaligen Klosterpforte ist ein kleiner "Barbecue-Garten" geworden. Dem Fleisch, das hier in den nächsten Tagen gebrutzelt werden soll, wird ist es egal sein, mag ich unterstellen. Und die Gäste werden den Ort einfach lieben.


Für Euch kann der Besuch an diesem Ort ein kleiner Erholungsurlaub werden, inmitten dieser nicht normalen Zeit, die uns alle so erschreckt hat. Hier ist tiefe Ruhe, keine Hektik, kein Gewusel. Die Besucher verteilen sich über den Park.

Und ich, was brachte mir dieser Besuch?
Ich habe meine Motive für das Kochbuch gefunden. Dabei bin ich tief in das Gestern mit all seinen Erinnerungen eingetaucht, glaubte im Rauschen der Bäume meine Kinder spielen und lachen zu hören und bin danach sehr glücklich wieder im Jetzt gelandet.

Es ist und bleibt für mich ein magischer Ort, egal wer der neue Besitzer ist. Er hat den Ort mit Respekt behandelt. Oder sind hier die Seelen der Nonnen beschützend über dem Ort bei seiner Metamorphose geschwebt?
Ich gehe glücklich zurück in den Wald und finde dabei ganz versteckt den alten Friedhof der Nonnen, seit mehr als 70 Jahren fast unberührt. Wären da nicht frische Blumen auf zwei Gräbern.

Kommentare

  1. Danke für diese wundervolle Stimmungskollage.
    Du hast Recht, man muss sich wirklich nur in der Umgebung umsehen, so als würde man Urlaub machen. Werde das in den nächsten Tagen mit den Kindern auch machen.
    Dir noch einen tollen Tag.

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