Das 9-Euro-Ticket-Projekt / 6. Reise - Teil 1


Start:
Viersen
Ziel:
Schwerin mit Zwischenstopp in Bremen
Anreise:
16.07.2022 / geplant 9:31 
Abreise:
19.07.2022 / geplant 10:10
Endpunkt:
Viersen

Nach der letzten Reise - Nr. 5 - und seinen Erlebnissen, war uns so gar nicht danach wieder in einen Zug zu steigen. Gut, wir hatten die Tickets für den Juli bereits in der Tasche und eigentlich....
Tagelang wogen wir die Vor- und Nachteile einer erneuten Reise ab, zumal auch mein runder Geburtstag anstand und wir ja in diesem Sommer das Autos weitestgehend stehen lassen wollten.
Irgendwann wurde der Knoten energisch durchgehackt. Wir wollten es doch wieder wagen, mit dem Zug auf Reise zu gehen. Unser Ziel (und Geburtstagsausflug) sollte Schwerin sein. Wohl aber mit einem Zwischenstopp inklusive Übernachtung in Bremen. Die jeweiligen Hotels wurden gebucht.

Am 16. Juli standen wir früh auf, fuhren bis nach Viersen, um hier den Zug um 9:31 h nach Münster und eine Weiterfahrt über Osnabrück nach Bremen zu nehmen. 

Der Bahnsteig war wieder sehr gefüllt. OK, das kannten wir ja schon. Aber das nun gar keine Anzeige oder Durchsage erfolgte für die nächsten 2 Stunden, irritierte sehr. Gerade als wir zurück zum Parkplatz gehen wollten, um doch das Auto zu nehmen, wurde ein Zug nach Krefeld Hbf angekündigt. Egal wie, so würden wir zumindest erst mal weg kommen. Dort wollten wir weiter sehen.

  

Ich gestatte mir, über den weiteren Verlauf der absolut chaotischen Bahnreise zu schweigen. 
Nur so viel: Es war die reinste Improvisation, mit Zielvorgabe irgendwann an diesem Tag in Bremen anzukommen. Gut, dass wir fast nur mit viel Humor gesegnete Mitfahrer kennenlernten. 

Nicht wie anhand des Fahrplans trafen wir um 13:49 h in Bremen ein, nein, es war bereits 16:02 h als wir endlich, mit knurrendem Magen, Bremer Boden betraten. Unser Trost, es gab noch ein frisches, lecker belegtes Sandwich in einem der kleinen Restaurants im Bahnhof. Danach wurde der Rucksack auf den Rücken gesetzt und ab ging es in Richtung Hotel.


Unser gewähltes Hotel lag gar nicht weit vom Bahnhof entfernt direkt am Stadtgraben. Hier erwartete man uns bereits.
Nachdem wir uns frisch gemacht und an der Rezeption einen Stadtplan erhalten hatten, machten wir uns auf, die historische Altstadt zu erobern.

  

Es war wundervoll, endlich den Ärger der bisherigen Reise hinter sich zu lassen um ganz entspannt die Parkanlage am Stadtgarten zu durchqueren. 
Man wähnte sich stellenweise wie in einem Gemälde von Monet. Die Sonne schimmerte an diesem noch immer sehr warmen Spätnachmittag durch die Bäume und spiegelte sich im Wasser des Stadtgrabens. 
Ein sehr versöhnlicher Auftakt in Bremen.

 

Genau wie die lustigen bunten Treppenabsätze, die wir in diesem Teil der Stadt überall fanden.


Da alles deutlich ausgeschildert war, falteten wir den Stadtplan zu, steckten ihn in die Tasche und ließen uns einfach treiben.

 

Bewunderten die schönen alten Häuser und schlenderten über den Domhof hinüber zum Rathaus.

  

Vor uns Roland der Riese, im Rücken den Bremer Dom, die Kaffees gut besetz, genossen wir das Treiben am Platz. Wir waren nun definitiv angekommen. 
Wohin sollte es weiter gehen?
Welche Frage: Natürlich besuchten wir die Bremer Stadtmusikanten. Die allseits bekannten Figuren (Siehe zu Beginn des Blogs), 1951 von Gerhard Marcks erschaffen, stehen an der Westseite des Rathauses. 
Übrigens! Das Reiben der Nase des Esels soll Glück bringen.
Aber nicht nur hier stehen die Stadtmusikanten. Nein, durch ganz Bremen sind Bilder, Skulpturen oder Plaketten der Musikanten verteilt. Man kann sogar eine Route mit den unterschiedlichsten Darstellungen laufen.


Dieses lustige Exemplar, findet man direkt am Landtag, also an der Ostseite des Marktplatzes. Es wurde von der Bremer Bürgerschaft in Auftrag gegeben. 


Danach beschlossen wir durch die Böttcherstraße in Richtung Weser zu laufen. 
Wir erinnerten uns an einen erlebnisreichen Ausflug nach Bremen in den 70er Jahren, an dem wir den Flair dieser zwischen 1920 und 1931 erbauten Gasse mit den kleinen Geschäften sehr genossen hatten. 
Mit einer Länge von nur 180 m gilt sie als "heimliche Hauptstraße" von Bremen.
Schon das goldene Relief "Der Lichtbringer" von Bernhard Hoetger am Eingang zur Gasse verzaubert sofort die Besucher genau wie uns.

  

Die ganze Straße mit ihren wunderschön gestalteten Häusern ist ein Juwel und seltenes Zeugnis des Backstein-Expressionismus. Diese Passage ist ausschließlich den Fußgängern vorbehalten. 
Mein Tipp: Unbedingt bei Eurem nächsten Besuch in Bremen anschauen.

 

Am Ende der Böttcherstraße standen wir vor dem Martini-Tunnel, der uns nach Durchqueren direkt ans Ufer der Weser führte.
Beim Anblick eines tollen Restaurantbootes am Martinianleger und mit Blick auf die Uhr, beschlossen wir gemütlich zu Abend zu essen. Dieses Piratenschiff war doch genau der richtige Platz für uns, um in einer Kajüte am Heck des Schiffes die köstlichen, herzhaften Pfannkuchen und den Ausblick auf die Weser bei leichtem "Seegang" zu genießen.


Zufrieden, weil das Essen wirklich köstlich war, schlenderten wir gemütlich an der Weser entlang und tauchten dann ins älteste Viertel von Bremen ein, dem Schnoorviertel.

 

Die kleinen Häuschen aus dem 15. und 16. Jahrhundert stehen eng an eng in den kleinen Gassen. Viele Künstler und Kunsthandwerker haben sie für sich als Atelier mit Ladenlokal entdeckt.

  

Zwischen den Gassen war durch die einsetzende Dämmerung und die Lichter, die angegangen waren, eine sehr besondere Atmosphäre entstanden. Wie ein zartes Seidentuch, das einen umhüllte, wirkte das stimmungsvolle Licht auf mich.


Ein letztes Verweilen, dann wurden in den Lokalen schon die Stühle zusammengestellt. Ach ja, die Zeit war irgendwie unbemerkt geflogen. Wir schlugen den Weg zum Hotel ein.

Welch ein verrückter Tag. Ohne unsere ständige Improvisation, was Bahnstrecken und Züge betraf, wären wir beinahe NICHT in Bremen gelandet.  

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