Mont St. Odile


In meinem Post zum "Tag des Käsekuchens" habe ich Euch erzählt von meinem Ausflug zum heiligen Berg des Elsass, dem "Mont St. Odile".

Was oder wer ist dieser "Mont St. Odile", was bedeutet er den Franzosen?
Der Berg erhebt sich am Ostrand der Vogesen. Es ist die erste Erhebung, stolze 763 m hoch und weithin sichtbar für alle, die aus der "Elsässischen Rheinebene" kommen mit der Absicht, die Vogesen in Richtung Nancy queren zu wollen.


Der Berg ist eine Pilgerhochburg, die der Heiligen Odilia, der Schutzpatronin des Elsass, geweiht ist. Er gehört für die Franzosen und die Katholiken aus Süddeutschland zu den Orten der Region, die man einfach gesehen haben muss. Aus diesem Grund besuchen jedes Jahr bis zu 1 Million Menschen diesen Berg und das Kloster. Einige Gebäude wurden vor Jahren in ein Hotel umgewandelt.

Die Geschichte besagt, dass Odilia, die Tochter des Elsässer Herzogs Eticho blind zur Welt kam. Aus Enttäuschung über diesen Makel wurde sie von ihrem Vater verstoßen. Ihr Bruder Hugo brachte sie heimlich in ein Kloster im Burgund und versteckte sie dort. Odilia wuchs hier heran und trat aus Dankbarkeit zum katholischen Glauben über. Am Tag ihrer Taufe erlangte sie das Augenlicht wieder. Man informierte ihren Bruder über dieses Wunder, woraufhin er Odilia nach Hause zurück brachte. 
Die wundersame Heilung kam Eticho gelegen, um seinen Machtbereich durch Verheiratung von Odilia mit einem jungen Fürsten aus dem Saarland auszuweiten. Odilia aber flüchtete in den Schwarzwald. Auf der Flucht vor dem Vater öffnete sich vor ihr ein Felsen und versteckte sie vor ihren Verfolgern. Eticho, der voran ritt, zeigte sich von diesem Wunder so beeindruckt, dass er dem Wunsch seine Tochter entsprach und die Abtei Hohenburg auf dem ersten sichtbaren Berg des Elsass gründete, deren erste Äbtissin Odilia wurde. 

 

Wir reisten von Straßburg an und stellten unser Auto auf einem der Parkplätze unterhalb des Hochplateaus ab. Nun hieß es dem teilweise steinigen, gut ausgeschilderten Weg zu folgen.

 

Wobei man zuerst einem Teil des Kreuzweges folgt, um dann auf der Hauptzugangsstrasse mit atemberaubenden Blicken in die Vogesen immer höher hinauf gelangt.


Etwas außer Atem passierten wir das "Ortsschild" ...

 

... und wenig später das Torhaus.


Wir hatten es geschafft, vor uns lag der Eingang zur Abtei Hohenburg. Zu unserer Überraschung waren an diesem frühen Morgen bereits sehr viele Besucher unterwegs.

 

Wir verschafften uns zuerst einen Überblick, denn sehr vieles hatte sich seit meinem ersten Besuch im Juli 1969 hier oben verändert. Nicht nur, dass in Teilen der Abtei nun ein Hotel untergebracht war, auch der damals noch auf dem rohen Fels geebnete Platz vor der Abtei ist inzwischen planiert und mit Mauern eingefasst.

Es war Zeit dem Mann an meiner Seite den Ort zu zeigen, an dem ich damals beschloss, irgendwann einmal den Jacobsweg zu laufen.


Es war sicher ein neues Schild, aber genau hier stand ich damals und lief die ersten Kilometer, bekam das Gefühl und die Sehnsucht und wusste, dass ich irgendwann einmal die Strecke von meiner Haustür startend zurücklegen würde.

 

Damals saß ich in dem Innenhof, gemeinsam mit meiner Schwester, wir aßen unsere mitgebrachten Butterbrote und erkundeten dann das Plateau.
Es war beglückend die damalige Faszination wieder zu verspüren, jetzt mit dem Mann an der Seite, der damals von hier aus glühende Briefe von mir erhielt.

 

Da standen wir nun beide, schauten gemeinsam die Kapelle mit der krönenden Odilia an und versprachen uns, im nächsten Frühjahr den Jacobsweg wieder aufzunehmen.
Wer dachte an dem Tag an Covid-19 und so etwas wie einen Lockdown?

 

An diesem Morgen, der inzwischen in den Vormittag übergegangen war, erkundeten wir die ganze Anlage ...

 

... schauten fasziniert in die dunstige rheinische Ebene und die verschleierten Berge der Vogesen.


Ein Blick in unsere Information forderte uns auf:
"Besichtigen Sie unbedingt das Grab der Heiligen Odilia, die Tränenkapelle und die Engelskapelle, die Panoramaterrasse und die Quelle, der heilende Kräfte zugesprochen werden (Entfernung: 15 Minuten zu Fuß)."

 

Wir befolgten den Rat, standen geduldig vor beiden Kapellen an und wurden im Inneren von der Goldpracht der Mosaike fast erschlagen.

Nachdem wir uns im Restaurant mit einem "Winzerkuchen" und Kaffee gestärkt hatten, beschlossen wir dem 11 km langen Ringwall-Weg zu folgen und die daran gelegene Quelle zu besuchen.

 

Zuerst ging es auf der Straße steil hinab, dann bogen wir in den Wald ein und standen vor imposanten, unregelmäßig geformten Steinblöcken. Sie tragen das Hochplateau mit seinen Gebäuden.


Und ja, es kitzelt schon ein wenig im Bauch, wenn man weiß, dass sich genau über einem die Kapelle mit der krönenden Statue befindet. Aber, ich habe es auch genossen.

 

Nach kurzer Pause ging es weiter. Der Weg ist noch einige Kilometer lang und danach sehen wir weiter. Denn dieser Tag gehörte uns, ganz ohne drängende Termine.

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