Buchtipp: Modehaus Haynbach - Glanzvolle Zeiten


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Seit März habe ich Euch kein neues Buch mehr vorgestellt. Deshalb freue ich mich, Euch heute einen Roman aus meinem beruflichen Umfeld präsentieren zu können.
Denn, als Diplom Textildesignerin mit einem eigenen Modelabel und unzähligen Beteiligungen mit meinen Damenkollektionen bei Modeshows und auf int. Modemessen, weiß man einiges von diesem Business.


"Modehaus Haynbach"
Glanzvolle Zeiten
von Elaine Winter

erschienen bei be-hartbeat, einer Tochter des Bastei Lübbe Verlags. 
ISBN: 978-3-7325-7063-8
Ich habe dieses Buch als e-book gelesen. 

Es ist der dritte Teil einer Familiensaga rund um das Modehaus Haynbach im Münchener Raum. 
In diesem Roman, der den Abschluss der Familiensaga bildet, wird das Jahr 1953 und die Entwicklungen der drei Kinder der Familie Haynbach beschrieben, die inzwischen den Betrieb übernommen und ausgebaut haben. 

Die Hemdenfabrik, geleitet vom Sohn Richard von Haynbach, hat sich nach den Kriegsjahren wieder etabliert, die Aufträge sind erfreulich, die Näherinnen fleißig.
Aus dem Schatten Ihres Bruders ist Viktoria von Haynbach mit einer eigenen Damenkollektion getreten, das Modehaus Haynbach hat sich inzwischen zu einer wichtige Adresse für Damenmode in München gemausert.
Nicht ganz unschuldig an diesem Erfolg ist der jüngste Spross der Familie, Mabelle von Haynbach. Durch ihre positive, natürliche Art und überzeugende Eleganz weiß sie jeder Kreation der Schwester überzeugenden Glanz auf den Modeschauen zu geben. Die Kundinnen wollen unbedingt auch solch eine Ausstrahlung durch die Kleider erleben.
Kein Wunder, dass auch Paris auf Mabelle aufmerksam wird und so erhält sie ihren ersten Auftrag als Mannequin in Paris. Sie fällt auch hier durch ihre offene, für die Zeit ungewöhnlich natürliche Schönheit auf. Allerdings weiß sie diese besondere Ausstrahlung nicht nur auf dem Laufsteg, sondern auch auf den Fotos, die von Ihr in den wunderschönen Roben gemacht werden, den Kundinnen zu vermitteln. Sie wird für eine Fotostrecke in der Elle entdeckt.
Bevor es aber mit der Fotosession losgeht, nutzt sie die Wartezeit und besucht ihre Großeltern, die sie bisher noch niemals kennengelernt hatte. Das ist der dunkle Punkt in der Familiengeschichte.
Diese Großeltern, der Graf und die Gräfin von Haynbach haben den ältesten Sohn Helmut, ihren Vater, verstoßen als er sich unstandesgemäß in die einfache Näherin Claire verliebte und sie dann auch noch heiratete.

Die Geschichte nimmt nun mit vielen Verwicklungen, Irrungen, Wirrungen und der nötigen Portion Liebe wundervoll die Fahrt auf. Liebhaber solcher Herz- und Schmerzromane, also dem richtig großen Gefühlskino in Buchformat, werden diesen Roman nicht so schnell zur Seite legen. Sie sind im geschickt ausgeworfenen Wortnetz der Geschichte gefangen. 
Der Leser darf schwelgen in den Szenarien einer längst vergangenen, wenn auch nicht heilen Welt.

Die Autorin Elaine Winter, ein Pseudonym der Schriftstellerin Ira Severin, ist eine sehr geübte Romanschreiberin. Man merkt ihr die Freude am Schreiben des Verwirrspiels der Gefühle an. Sie weiß geschickt die Handlungssträngen von Schicksalen mit romantischen Begegnungen zu entfalten, erfindet Liebe und Neid, Hass und Eifersucht zwischen den Figuren und leitet doch all diese Handlungsstränge zu einem guten Ende. 
Ob es sich genauso damals 1953 hätte abspielen können, ob man bereits 8 Jahre nach dem Krieg solche Möglichkeiten hatte, sich bereits die Kleider in dieser Form hat leisten können, ob es zu diesem Zeitpunkt diese Art von Modeschauen gegeben hat, es ist nicht wichtig. 
Dies ist kein Zeitdokument, dieser Roman will all diese Fakten gar nicht dem Leser vermitteln. Dieser Roman will das Gefühl, dass alles wieder gut kommt, vermitteln. 

Mein Fazit:
Der Roman ist keine Literatur und will es bestimmt auch nicht sein. Es ist auch keine gut recherchierte Geschichte zur Entwicklung der Modeindustrie direkt nach dem Krieg. In diesem Punkt wurden meine Erwartungen als Frau vom Fach nicht erfüllt.
Aber, man kann und darf dieses Buch einfach ohne schlechtes Gewissen lesen, sich einlassen auf diese "Heile Welt", sich sogar ruhig forttragen lassen und dieses Gefühl aus den Seiten einfach in den Alltag mitnehmen.  

Der Glaube an ein "Happy End" kann uns in diesen, uns entwurzelnden Covid-19 Zeiten, irgendwo auch helfen.

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