Het Pomphuis


(Werbung wegen Namensnennung)

Am 28. Januar 1980 hielt ich alle nötigen Papiere des "Belastingsdienst" und der "Kamer van Koophandel" in den Niederlanden in den Händen und startete mit meinen eigenen Betrieb:

"Ursula Pahnke-Felder - Atelier für Kunst, Design und Mode"

Genau 40 Jahre sind inzwischen ins Land gezogen und neue Aufgaben stehen an.
Somit begriff ich die Reise nach Antwerpen auch als Chance, zu reflektieren und mit frischen Ideen in ein neues künstlerisches Jahrzehnt zu starten.
Wo könnte man das besser als an einem sich im Wandel befindlichen Ort?
Und Antwerpen ist eine der Städte, die sich gerade ganz neu erfinden. Wobei ein gigantischer Umwandlungsprozess seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre zuerst in den Köpfen der Bevölkerung stattfand und sich seit Beginn der 2000er Jahre dann auch in den Planungen und Umsetzungen der Stadtverwaltung niederschlug.


Unser Ziel war am diesem Tag "Eilandje", jene Region zwischen Schelde und Albertkanaal, die früher die großen Trockendocks beheimatete. Heute ist dieses Quartier der trendy Hotspot, bekannt für seine Künstler, Musiktreffpunkte, Museen und die hippesten Restaurants.

Wir wollten gemütlich durch das Viertel schlendern, beginnend am "Willemdok", am "Kattendijkdok" entlang, bis zum "Havenhuis" und dem daneben liegendem Restaurant "Het Porthuis", direkt am "Amerikadok".
In der Mitte der Strecke angekommen, mussten wir die "Mexicobrüggen" benutzen, um eine der Wasserstraßen zwischen den alten Docks und dem Albertkanaal zu überqueren.

 

Welch unglaubliche Hebebrücken-Konstruktion. Noch immer im regen Gebrauch, vor allem in den Sommermonaten, immer dann, wenn die Flusskreuzfahrtschiffe, die im "Kattendijkdok" an der Promenade vor dem "Red Starline Museum" vor Anker liegen, um die Passagiere aufzunehmen für ihre Flussfahrt auf der Maas.


Wir aber liefen weiter und kamen zum "Havenhuis", dem Hauptsitz der Hafenbehörde von Antwerpen, zweitgrößter Seehafen Europas. Es bietet heute Büro- und Verwaltungsräume für die rund 500 Beschäftigten.
Früher war dies die "Brandweerkaserne", der Endpunkt des alten Hafens. Hier mussten die Dampfer der "Red Star Line" auf ihrem Weg nach Amerika vorbei, um nur ein Stückchen weiter in die Nordsee einzufahren.
Heute ist der Hafen durch die Eindeichung des Drei-Flüsse-Deltas weiter vorgelagert. Aus der alten Feuerwehrkaserne wurde dank des Umbaus durch die Stararchitektin Zaha Hadid im wahrsten Sinne ein Juwel, eines der neuen Wahrzeichen Antwerpens.

 

Völlig fasziniert betrachteten wir das Gebäude und seinen "Diamanten" auf und über dem Dach von allen Seiten und standen plötzlich mitten auf einer Terrasse, die sich bei näherem Hinschauen als die Terrasse des berühmten Restaurants "Het Pomphuis" herausstellte. Unser Ziel für diesen Tag war erreicht.

 

Wir umrundeten dieses Art Nouveau Stahl-Kunstwerk, das zwischen 1918 und 1920 erbaut wurde und nach seiner feierlichen Eröffnung im Juli 1920 das größte Hafendock, die Nr. 07 leer pumpte. In diesem Dock wurden die Schiffe der "Red Star Line" gelöscht und wieder beladen, bevor sie nach Amerika aufbrachen. Gleichzeitig sorgte das Pumpenhaus für einen gleichbleibenden Wasserstand im Albertkanaal und übernahm somit Vorläuferaufgaben der heutigen weit vorgelagerten Abschlussdeiche des Deltas.

 

Das Pumpenhaus, welches in 2 Stunden das große Dock trocken legte, wurde 1982 stillgelegt. Parallel ging Dock Nr. 07 durch die Umstrukturierung des Hafens und notwendige Verbreiterung in den Albertkanaal über. 1996 wollte man das Gebäude abbrechen, was im allerletzten Moment dank der Aufmerksamkeit des Denkmalamtes verhindert werden konnte.

 

"Het Pomphuis" wurde aufwendig restauriert.


Der 7 Meter tiefe Maschinenraum wurde wieder freigelegt und somit vollständig erhalten. Sogar die original Schalttafeln und Pulte wurden aufwendig restauriert.

 

Galerien, über steile, eiserne Treppen zu erreichen, wurden im alten Stil wieder angelegt, die Art Nouveau Rundbogenfenster aus zarten Stahlkonstruktionen wieder freigelegt und da wo nötig erneuert.

Aber wer sollte diesem besonderen Gebäude wieder Leben einhauchen? Nur als Denkmal wollte es die Hafenbehörde nicht stehen lassen.

Am 25. Mai 2002 wurde das Pumpenhaus mit einer spektakulären Party an das Team eines neugegründeten Restaurants übergeben, das bis heute unter dem Namen "Het Pomphuis" für ein mehr als gepflegtes Ambiente, mit einer exzellente Küche, in diesen historischen und ungewöhnlichen Räumen sorgt.

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