Wann weiter auf dem Jacobsweg?


Es wurde Winter, die letzte Etappe des Jacobswegs lag inzwischen einige Zeit zurück.
Gerade als wir Pläne für die Etappe im nächsten Frühjahr machten, traf uns völlig unvorbereitet die Diagnose KREBS bei einem Mitglied der Familie.
Anstelle uns Gedanken über die nächsten Kilometer und Begegnungen zu machen, wurden wir auf einen ganz anderen Weg umgeleitet, den Weg des Begleitens, den Weg der Geduld, der Hoffnung und des Wartens.

 

Zuerst stand die OP an. Für uns hieß es jetzt, einfach nur hinnehmen, da sein und Geduld haben. Vertrauen, dass alles gut geht. Tag und Nacht an ihrer Seite sein und sich doch niemals aufdrängen.

 

Die wunderschöne Winterwelt tröstete unsere Seelen und stärkte uns für das Kommende während langer Spaziergänge.

 

Langsam wurde es wärmer, das Eis schmolz und der nächste Schritt der Behandlung wurde eingeleitet.


In den nächsten Monaten bestimmte Chemo mit all ihren Nebenwirkungen unseren Alltag. Pläne, die  gemacht worden waren, mussten stets wieder verworfen werden. Ich, die so gerne koche, erfand immer neue Gerichte und Köstlichkeiten, die dann doch nicht angerührt wurden. Wir lebten nur im Hier und Jetzt.

Ich begann all diese Gerichte aufzuschreiben, mir intensive Gedanken über schöne, verlockende Teller zu machen, auf dass ich doch animieren könnte, etwas zu essen.

Mein erster Foodblog "Kunst-Kochen" erblickte das Licht der Öffentlichkeit in dieser Zeit, konservierte die Gerichte, die damals entstanden waren. Und begeisterte im Schnitt 50 Leser pro Tag. Dennoch habe ich den Blog "Kunst-Kochen" vor zwei Jahren geschlossen. Damit einen Punkt hinter diese Zeit gesetzt und ein neues Koch-Kapitel mit dem Foodblog "Jahreszeit" aufgeschlagen.

Da aber einige dieser Gerichte auch heute noch zu den Lieblingsspeisen der Familie gehören, werde ich ab sofort einige dieser Rezepte auch hier veröffentlichen.

 

Der Frühling mit all seiner Pracht kam und ging, der Sommer nahm Einzug und mit ihm ein weiterer Schritt der Behandlung, die Bestrahlungen.


Und während ich auf dem Monitor im Warteraum der Klinik das Wohlergehen des Patienten im Auge behielt, träumte ich mich weg und nahm der Situation ihre sich anschleichende Hoffnungslosigkeit.

Ich ging in Gedanken zurück auf den Jacobsweg, roch die Erde der Felder im Regen und in der Sonne, hörte das Rauschen und Plätschern der Maas. Ich erinnerte mich an die Gesichter der Menschen, denen wir begegnet waren und die Liebe, die sie uns bei diesen Begegnungen geschenkt hatten. Erinnerte mich an die Köstlichkeiten, die ich auf diesem Weg essen durfte.

Wann aber weiter auf dem Jacobsweg?
Wir wussten es nicht, aber seine Kraft begleitete uns auf diesem neuen Weg und machte ihn zu seinem Neben-Abschnitt. Denn Leben ist immer Unterwegssein.

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