Quer durch die Wasserwelt


Wir wurden durch das Klatschen des Regens auf dem Asphalt vor dem Hotel geweckt.
Ja, ich gebe zu, das war nicht die beste Art geweckt zu werden. Aber was sollte es, unser Muskelkater war verflogen, wir fühlten uns topfit und unsere Regencapes waren in der Nacht trocken geworden. Zudem hatten wir noch Ersatzcapes aus dünnem Plastik in den Rucksäcken. Also duschen, anziehen und packen. Froh gelaunt gingen wir nach unten.

Im Restaurant erwartete uns ein unglaublich reichhaltiges Frühstück. Kaffee und Tee, Schinken und Käse, Marmelade, Schokoladenstreusel, Weißbrot und Croissants, Rühreier und Speckstreifen. Auf einem Tisch nur für uns aufgebaut und wunderschön anzusehen. Es polierte unsere Laune nun gänzlich auf Hochglanz. Wir ließen es uns schmecken und überlegten wie weit wir heute kommen würden.
Ach, keine Pläne! Lass es geschehen.
Da stand plötzlich der Wirt des Hotels vor uns und legte 2 kleine, liebevoll gepackte Tüten auf den Tisch. Seine Frau hatte für uns Brote geschmiert und für jeden einen saftigen Apfel hinzugefügt. Die Beiden hatten nur eine Bitte, eine Kerze in Santiago sollten wir für sie aufstellen. Ich notierte diese 2. Bestellung sofort in meinem Wander-Tagebuch.

Um 9.00 Uhr standen wir auf der Straße, bereit, dem Tag in die Arme zu laufen.

 

Wasser von oben, Wasser von unten und wir inmitten der großen Wasserlandschaft, die hier durch das Abbaggern des Kies in der Maas entstanden ist. So ging es die nächste Stunde immer weiter. In der Ferne sahen wir eine Kathedrale des Fortschritts, mit großen Kühltürmen, das Wasserkraftwerk an der Maas.

Unsere Gespräche drehten sich heute um Pläne und Ideen. Dabei ging es flotten Fußes über Stege und Brücken und schließlich erreichten wir die Schleuse von Leerke. 
Hier endlich gelangten wir, nach all dem Inselhopping, wieder auf festen Boden. 
Aber warum war dieser Ort für den Himmel das Szenarium, um genau hier auch seine Schleusen zu einer Sturzflut zu öffnen? Die Regenumhänge und Schuhe wurden einem Härtetest unterzogen. Feuchte Kälte zog nun doch wieder in uns hoch.


Es half nur ein forsches Tempo und lautes Singen, um wenigstens etwas Wärme in uns zu erzeugen. 
Direkt hinter der Aussicht auf das Minarett der Neuzeit, einen Mobilfunkturm, bogen wir, den Zeichen folgend, in eine kleine Allee ein. Erfreut stellen wir fest, dass die ersten zarten Blätter einen natürlichen Regenschirm bildeten. Inzwischen meldete sich auch ein kleiner Hunger. Die fürsorglich für uns geschmierten Butterbrote aus dem Hotel taten nun einen guten Dienst. Trotzdem sehnten wir uns nach einem heißen Kaffee.
Wir hofften dass uns der nächste Ort, die weiße Stadt Thorn, einen solchen bescheren würde.


 

Aus der Allee entwickelte sich ein "Zauberwald". Es roch himmlisch nach jungen Blättern. Kapellen am Wegesrand, oder waren sie Bestandteil eines Kreuzweges, zeigten uns an, dass wir uns Thorn endlich näherten. Dann tauchten die ersten der weißgekalkten Häuser, die dem Ort ihren Beinamen "Het witte stadje" verliehen haben, zwischen den Bäumen auf.
Bald führte uns der Weg im Bogen, durch enge Gässchen zwischen hohen Mauern, um Thorn herum. Wir erhaschten Einblicke in wunderschöne Gärten. Endlich ging es hinauf zur berühmten romanischen  Stiftskirche aus dem 11. Jahrhundert, die man leider nur nach Zahlung eines Obolus betreten durfte.



Wir verzichteten und gönnten uns lieber einen schönen, heißen Kaffee in einem kleinen Cafe, gleich hinter der Kirche.

Der Kaffee war ein "angezogener" und ließ uns die Nähe zur Belgischen Grenze kulinarisch erahnen. Neben der Tasse lockten nicht nur Kekse, nein, hier lag eine Miniausgabe einer typischen Belgischen Sahnewaffel und, wie wir vermuteten, ein Mini-Windbeutel auf unseren Tellern.
Zur Überraschung waren sie aber nicht süß gefüllt, nein, eine Käsecreme mit Kräutern erfreute unsere Gaumen. Wir saßen vor unseren ersten "Profiteroles" auf dieser Wanderung.



Ich notierte in meinem Wander-Tagebuch kurz meine Eindrücke und hätte dazu sehr gerne noch mehr über diese herzhaften Köstlichkeiten erfahren. Schließlich pries das Cafe auf einem großen Schild am Eingang weitere Profiteroles-Spezialitäten an. Nur leider war der Bäcker nicht anwesend. Er bereitete den Nachschub vor, denn schon bald erwartete man die Mittagsgäste und "Profiteroles" waren hier ein sehr beliebter Mittags-Snack. 

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