Das Plateau von Margraten


Da war ich also, mitten auf dem Plateau von Margraten, untergebracht im Anbau des backsteinernen Sockel der Van Tienhovenmole

Die Mühle stammt aus dem Jahr 1855 und wurde 1967 zum "Reichsmonument" erklärt. Sie ist die einzige Mühle in den Niederlanden, die aus Kalkstein (Mergel) gebaut wurde. Das Dach der Mühle besteht aus sogenanntem Dachleder, auch dies eine Besonderheit im Mühlenbau.

In dieser Gastwohnung würde für die nächsten 8 Tage mein Bett stehen. Von hier aus würde ich zu meinem ca. 800 Meter entfernten "Arbeitsplatz" jeden Morgen gemeinsam mit meinen Kolleginnen aufbrechen und am Abend zurückkehren.

 

Um mir ein genaues Bild des Platzes zu machen und meine bereits zu Hause im Atelier angedachte Installation "FrauenZimmer" Realität werden zu lassen, wollte ich in den nächsten Tagen die Umgebung auf Wanderungen untersuchen und dabei mit den Bewohnern des Plateaus, besonders mit den weiblichen, ins Gespräch kommen. Diese Gespräche, die Landschaft und das Zusammensein mit meinen Kolleginnen würden, genau wie mein Platz der Installation, das Werk zu dem machen, was ich dann zum Abschluss des Kunstsymposiums präsentieren wollte.
Eine Installation, eine Zeit-Skulptur.

Da die Van Tienhovenmole direkt am Jacobsweg liegt, folgte ich am ersten Tag einige Kilometer der ausgeschilderten Route hinunter in Richtung Maastricht. Die ersten Unterhaltungen ließen auf sich warten, denn es war kalt, es war windig und kein Mensch war auf dem Plateau zu entdecken.
Es war still, es war einsam. Der kleine Ort Bemelen lag wie ausgestorben da.

Dieser erste Eindruck wollte verarbeitet werden. In den nächsten Stunden baute ich das "Zimmer", meine Installation, in seinen Grundstrukturen auf. Und da ich mich auch nach menschlicher Gesellschaft sehnte, war ich sehr froh, dass wir uns Alle zu festen Zeiten immer wieder in unserem Mittelpunkt Wolfshuis zum gemeinsamen Essen trafen.

 

Der nächste Tag begrüßte uns mit einem bleigrauen Himmel. Ich beschloss, die andere Seite, hinüber bis Sibbe zu laufen.
Wieder Weite und Stille, bis auf den scharfen Wind, der mir um die Ohren pfiff. In Sibbe endlich erste Gespräche mit Gästen in einem kleinen Cafe. Ein zahnloser Mann erzählte mir vom letzten Winter, der einfach nicht weichen wollte. Aber, so meinte er, wenn ich wirklich etwas vom Plateau verstehen wollte, dann müsse ich weiter bis zum Cauberg, also weiter nach Valkenburg. Ich trank meinen Kaffee aus, bedankte mich und machte mich auf den Weg.

Der Cauberg, der legendäre Abschnitt des "Amstel Goud Race", das in genau 4 Tagen hier wieder stattfinden würde.
Ich kannte ihn, war schon so oft diesen Weg mit dem Auto gefahren, aber zu Fuß? Nun hatte es auch noch leicht zu nieseln begonnen. Ob ich wollte oder nicht, der Regen war stärker geworden, ich musste mich für einen Augenblick unterstellen.
Eine Bushaltestelle mit Wartehäuschen war meine kleine Rettungsinsel und eine Dame auf der kleinen Bank mein nächster Gesprächspartner. Sie machte mich auf einen wunderschönen Hohlweg zwischen Vilt und dem Wolfshuis aufmerksam. Mein Ziel für den nächsten Tag, denn nun sehnte ich mich nur noch nach einem warmen, trockenen Fleck. Und den wusste ich im Wolfshuis zu finden. Anschließend verarbeitete ich die neu gewonnenen Erkenntnisse weiter in meiner Installation.

Früh am nächsten Morgen lief ich im großen, einsamen Bogen in Richtung Vilt, auf der Suche nach dem Hohlweg.


Plötzlich lag er vor mir, eingegraben in den Mergel.


Durch einen bleiernen Himmel mit breiten Bahnen von Nebelschwaden zogen sich zarten Sonnenstrahlen.
Es entstand ein kathedraler Anblick durch die sich in den grauen Himmel reckenden Bäume. Wie Goldfäden rieselten Strahlen der Sonne durch die Äste der Bäume mit ihren ersten, zarten Blättern. Dazu, wie Orgelmusik, das laute Vogelgezwitscher um mich herum.


Und auf der Kuppe ein weiter Blick hinunter, über einen geschwungenen Weg, ins kleine Tal. Das Hügelland.

Meine Inspiration zur Installation "FrauenZimmer" war durch diesen Anblick und dem Kontakt zu meinen Kolleginnen vollendet. Es bedurfte nur noch letzter Feinheiten an meinem Aufbau der letzten Tage und die Installation war perfekt.
Meine Arbeit getan, die Foto- und Filmdokumentation konnte beginnen.

 

Zuerst aber zurück zum Ofen und das mindestens für die nächsten 5 Jahre. Mir war nur noch KALT!

Ach ja, die frischgebackenen "Frietjes met Zuurvlees", die uns liebevoll zubereitet angeboten wurden, versöhnten mich augenblicklich wieder mit der Kälte. 

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